Kaugummi und Shrimps enthalten Östrogene

Geläufige Zusatzstoffe von Nahrungsmitteln könnten östrogene Wirkung besitzen, von der man bisher nichts wusste. Das berichten Biochemiker der Universität Parma in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Chemical Research in Toxicology.

Die Forscher überprüften eine neue Nachweismethode für östrogen wirkende Substanzen an einer Datenbank von 1.500 als Nahrungszusatz verwendeten Stoffen. Dabei wurde erstmals die östrogene Wirkung eines bekannten Konservierungsstoffes und einer Substanz, die gegen Verfärbungen bestimmter Nahrungsmittel eingesetzt wird, identifiziert.

Östrogen wirkende Substanzen sind synthetische Chemikalien, die die Wirkung natürlicher Östrogene, die etwa in Soja vorkommen, nachahmen. In hoher Dosis bringt man sie mit einer Reihe von Gesundheitsschäden in Verbindung, die von einer Verringerung der Spermienzahl bei Männern bis zu einem erhöhten Brustkrebsrisiko bei Frauen reichen. Pestizide der Landwirtschaft oder bestimmte Medikamente können etwa zur Östrogen-Belastung des Wassers führen (pressetext berichtete: http://pressetext.de/news/090119024/ ). Ein Nachweis der Folgen für Organismen gelang bisher allerdings erst bei Tieren.

Im Laufe der Arbeit der italienischen Forscher wurden zwei Substanzen entdeckt, um deren östrogene Wirkung man zuvor nicht wusste. Eines davon ist das Konservierungsmittel Propylgallat, das Fette und Öle vor dem Ranzigwerden schützt und unter anderem in Kuchenmischungen, Knabber-Erzeugnissen, Trockensuppen oder bei Kaugummi eingesetzt wird. Das zweite ist 4-Hexylresorcinol, das die Verfärbung bei Schalentieren wie Shrimps verhindert. „Bei der Verwendung von Propylgallat und 4-Hexylresorcinol als Zusatzstoffe in der Nahrung sollte man vorsichtig sein“, so Studienautor Pietro Cozzini.

„Gallate wurden bisher eingehend untersucht, ohne dass östrogene Wirkung festgestellt wurde“, betont Werner Pfannhauser vom Institut für Lebensmittelchemie und -technologie der TU Graz gegenüber pressetext. Die Untersuchung erfolge bisher mit biologischen Organismen, bei denen überprüft wird, ob Östrogen-Wirkstoffe auf Rezeptoren treffen. Generelle Aussagen über deren gesundheitliche Folgen seien nicht möglich. „Die Bandbreite und Wirkungsverschiedenheit dieser Substanzen ist groß, zudem ist es immer eine Frage der Dosis.“

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer