Kakadus passen auf ihre Werkzeuge auf

Im Versuch sollten die Kakadus nur mit einem Stöckchen erreichbares Futter entweder aus mehreren bodennahen oder erhöhten Boxen holen, ohne das Werkzeug abzulegen. Bene Croy

Nach einer kurzen Lernphase behalten sie ein Stöckchen auch während dem Fressen solange bei sich, bis sie sich auch die letzte von fünf schwer zu bekommenden Belohnungen gesichert haben. Dafür verändern sie sogar ihr Bewegungsmuster und passen es so an, dass sie gleichzeitig das Werkzeug sichern und fressen können. Das beweist nicht nur die Lernfähigkeit der Vögel, sondern deutet auch auf die Fähigkeit hin, Bewegungen exakt planen zu können.

Kakadus können lernen ein Werkzeug zu nutzen und herzustellen

Im Tierreich gibt es nur wenige Spezies wie einige Primaten oder Neukaledonische Krähen, die in der Lage sind Werkzeuge zu nutzen. Sie verwenden sie unter anderem um an unerreichbares Futter zu kommen. Noch weniger Tierarten schaffen es, sich ein besseres Werkzeug selbst herzustellen. Während diese Fähigkeiten zumeist von Generation zu Generation weitergegeben werden, kann sie sich der schlaue Goffin-Kakadu selbst beibringen.

Auch für diese Tiere kann es effizienter sein ein Werkzeug zu behalten, anstatt sich jedes Mal ein neues zu suchen oder herzustellen. Forschende der Vetmeduni Vienna konnten zeigen, dass die indonesische Papageienart selbst diese anspruchsvolle Denkaufgabe lösen kann. In ihren natürlichen Lebensräumen verwenden Goffin-Kakadus üblicherweise keine Werkzeuge.

„Im Experiment nutzen sie jedoch schon nach kurzer Lernphase Stöckchen oder andere Hilfsmittel, um an für sie sonst unerreichbare Belohnungen zu kommen“, erklärt Alice Auersperg, vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna. „Wir testeten deshalb diese lernfähigen Vögel, ob sie auch verstehen, dass ein Werkzeug wiederverwendet werden kann oder muss.“

Gleichzeitig fressen ohne ein Werkzeug aufzugeben? Kein Problem für einen Kakadu

Im Versuch sollten die Kakadus nur mit einem Stöckchen erreichbares Futter entweder aus mehreren bodennahen oder erhöhten Boxen holen, ohne das Werkzeug abzulegen. Als zusätzliche Hürde war die jeweilige Belohnung, eine Cashewnuss, entweder frei verfügbar oder von einer Pillenkapsel umhüllt. Die Vögel mussten damit nicht nur zeigen, dass sie ihr Werkzeug verwenden können, sie mussten sich auch überlegen, ob sie es noch für eine weitere Belohnung brauchen werden und ob sie es, ohne beim Fressen gestört zu sein, bei sich behalten können.

Es zeigte sich, dass die höhere Versuchsanordnung die Vögel schneller und öfter anspornte, ein Werkzeug nicht einfach fallen zu lassen sobald sich das erste Futter zeigte. Aber auch in Bodennähe behielten die Kakadus das Stöckchen nach wenigen Anläufen oft bei sich. Die beiden Situationen unterschieden sich allerdings dadurch, welche Lösung die Tiere für das Behalten des Werkzeugs fanden.

Knapp am Boden hielten es die Goffin-Kakadus eher einfach in einer ihrer Krallen und pickten die Belohnung mit ihrem Schnabel auf. Vermutlich um erhöhte Sicherheit zu schaffen, ließen die Papageien das Stöckchen bei den höheren Boxen häufig in der zuletzt benutzten Box stecken und hielten es zusätzlich noch mit dem Fuß fest.

„Den schlauen Papageien war nach wenigen Versuchen klar, dass sie das Werkzeug vor allem dann wiederverwenden sollten, wenn sie schneller an die Belohnungen in den höheren Boxen kommen wollten“, sagt Auersperg. „Ließen die Kakadus das Stöckchen fallen, dann mussten sie es sich erst vom Boden zurückholen, damit sie an die nächste Nuss kamen. Damit wäre der Aufwand stark erhöht und unter weniger kontrollierten Bedingungen könnte die Belohnung schon weg sein.“

Individueller Lerneffekt fordert Veränderung des üblichen Bewegungsmusters

„Die Goffin-Kakadus erkannten, dass es effizienter war ein erfolgreiches Werkzeug nicht aufzugeben“, sagt Auersperg. Die Verhaltensmuster, die sie dabei zeigen, ähneln deren eines anderen Vogels, der Neukaledonischen Krähe. Bei ihr ist der Werkzeuggebrauch ein angeborenes Verhalten. Die Kakadus dagegen eigneten sich dieses Verhalten durch einen spontanen und individuellen Lerneffekt an. Während einige Papageien das Werkzeug fast immer in den Krallen fest hielten, pressten es andere mit seinem Körper gegen den Käfig oder gegen Futterboxen. Ein weiterer legte das Werkzeug immer kurzzeitig ab.

Um die Boxen zu bedienen mussten die Tiere aber ihre ursprünglichen Bewegungsmuster anpassen. Ihre ursprünglichen Bewegungsabläufe beim Werkzeuggebrauch waren mit dem zusätzlichen Gegenstand nicht möglich und ihr Spielraum vor der Box war durch die Erhöhung begrenzt. Die Vögel testeten deshalb, wie sie am einfachsten zur nächsten Futterbox kommen konnten, wie sie dabei das Stöckchen halten mussten und wie sie dabei das Futter aufnehmen konnten.

Hatten sie den Bewegungsablauf genug verbessert, dann wiederholten sie diesen von der ersten bis zur letzten Futterbox. „Dass die Kakadus mit kniffligen Situationen umgehen können, haben sie uns schon in früheren Studien bewiesen. In diesem Versuch zeigten sie aber, dass selbst die Aussicht auf Futter sie nicht davon abhielt, auf ihr Werkzeug aufzupassen und es weiterhin zu gebrauchen,“ erklärt Alice Auersperg.

Bibliographie:
Der Artikel „Safekeeping of tools in Goffin's cockatoos” von Alice M. I. Auersperg, C. Köck, A. Pledermann, M. O'Hara und L. Huber wurde im Journal Animal Behaviour veröffentlicht.
https://doi.org/10.1016/j.anbehav.2017.04.010

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. rer. nat. Alice Auersperg
Messerli Forschungsinstitut
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 676 9390392
alice.auersperg@vetmeduni.ac.at

Aussenderin:
Aleksandra Klepic
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Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T: + 43 1 250 77-1151
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