Käfer im Spinnengewand – Neue Spinnenwasserkäfer-Arten auf den Philippinen entdeckt

V. l. n. r.: Larve und ausgewachsener Spinnenwasserkäfer der neuentdeckten Art Ancyronyx buhid © H. Freitag/Senckenberg<br>

Spinnenwasserkäfer leben in Fließgewässern und reagieren empfindlich auf Wasserverschmutzungen. Zukünftig könnten auch die beiden neuen Arten als Zeiger-Organismen für eine gute Wasserqualität dienen. Die Studie ist im Fachmagazin ZooKeys erschienen.

Entdeckt wurden die neuen Spinnenwasserkäfer eher zufällig. Auf einer Expedition im Rahmen des Projektes „Baroc River Catchment Survey“ suchten die Forscher der Ateneo de Manila-Universität, unter Leitung des assoziierten Senckenberg Wissenschaftlers Dr. Hendrik Freitag, nach Larven bekannter Arten der Gattung Ancyronyx, um diese im Labor zu untersuchen und mit Spinnenwasserkäfern aus Sammlungsbeständen zu vergleichen. DNA-Tests führten dann zu dem überraschenden Ergebnis: Unter den gesammelten Larven befanden sich zwei bisher unbekannte Arten.

Die Wissenschaftler fanden Ancyronyx buhid innerhalb des Stammesgebietes der Buhid, und benannten die Neuentdeckung daraufhin nach dieser Ureinwohnergruppe der Insel Mindoro. Die Spinnenwasserkäfer-Art Ancyronyx tamaraw stammt aus der Umgebung der Tamaraw Wasserfälle, einem beliebten Touristen-Reiseziel. „Für diese ebenfalls neue Spinnenwasserkäfer-Art steht der seltene Tamaraw Pate, ein auf der Insel Mindoro heimischer Zwergbüffel“ erläutert Dr. Freitag. Zehn der derzeit bekannten 20 Arten kommen ausschließlich auf den Philippinen vor, und sind teilweise nur auf einzelnen Inseln verbreitet. Die südostasiatische Inselregion gilt somit als „Biodiversität-Hotspot“ der Spinnenwasserkäfer.

Optisch erinnern die etwa 35 cm großen Sechsbeiner an Spinnen, da ihre kräftigen Gliedmaßen meist länger sind als ihr Körper. Tatsächlich gehören sie zur Insektenfamilie der Klauenkäfer (Elmidae). Sie leben in Fließgewässern und reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen der Wasserqualität. Steigt die organische Belastung – verschwinden sie aus dem Gewässer.

Daher eignen sie sich als Zeiger-Organismen für Wasserqualität. Insbesondere die neuentdeckte Art Ancyronyx buhid könnten zukünftig als Bioindikator dienen, da sie ausschließlich in naturbelassenen und unbelasteten Wasserläufen zu finden ist.

Zuletzt wurde 2011 im Rahmen einer Studie in Kooperation mit dem Palawan Council for Sustainable Development und der De La Salle Universität Manila eine neue Spinnenwasserkäfer-Art auf den Philippinen entdeckt: Ancyronyx montanus. Zukünftig sind weitere Forschungsprojekte in dieser Region geplant, bei denen die Zusammenarbeit zwischen den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und der Ateneo de Manila-Universität intensiviert werden soll.

Publikation
Freitag H (2013) Ancyronyx Erichson, 1847 (Coleoptera, Elmidae) from Mindoro, Philippines, with description of the larvae and two new species using DNA sequences for the assignment of the developmental stages. Zookeys 321: 35–64. 10.3897/zookeys.321.5395

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Dr. Hendrik Freitag
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hendrik.freitag@senckenberg.de
Ilona Bröhl
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1444
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