Humboldt-Stipendiatin untersucht Entstehung von Diabetes bei Zwillingen

Die Niederländerin, die im Team von Epigenetik-Professor Jörn Walter forscht, bekommt von der Stiftung monatlich 2.250 Euro. Zusätzlich erhält der Lehrstuhl einen Forschungskostenzuschuss in Höhe von monatlich 800 Euro für den Förderzeitraum, um die Kosten zu decken, die während des Forschungsprojektes anfallen.

Bei dem Projekt „Epigenetische Unterschiede bei Zwillingen“ geht es vor allem um die Ausprägung von Diabetes vom Typ 2. Diese Diabetes-Variante kommt am häufigsten vor. Die Patienten sind oft übergewichtig und bewegen sich wenig. Typ-2-Diabetiker haben zwar Insulin im Blut, ihr Zuckerwert ist aber trotzdem zu hoch, weil das Insulin in ihrem Körper nicht richtig wirkt. Nicole Souren möchte anhand von Zwillingsstudien herausfinden, welche epigenetischen Anlagen schon im Mutterleib dazu führen, dass das Kind später im Erwachsenenalter an Typ 2-Diabetes erkrankt.

Kinder, die im Mutterleib mit Nahrung unterversorgt werden und mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt kommen, haben ein höheres Risiko, irgendwann in ihrem Leben an Diabetes vom Typ 2 zu erkranken. Es wird angenommen, dass Veränderungen in der DNA-Methylierung bei der Entwicklung des Kindes im Mutterleib dazu führen. Darunter versteht man eine chemische Abänderung an Grundbausteinen der Erbsubstanz einer Zelle, welche die Ausprägung von Genen beeinflussen kann.

Eineiige Zwillinge gelten als genetisch identisch, da sie sich aus einer Eizelle entwickeln. Trotzdem kann auch bei ihnen die Methylierung ihres DNA-Profils im Mutterleib unterschiedlich verlaufen. Im Rahmen der aktuellen Studie untersucht Nicole Souren Speichelproben von erwachsenen eineiigen Zwillingen, die sich stark im Geburtsgewicht unterschieden haben. Dabei will sie herausfinden, ob eine Unterversorgung mit Nahrung im Mutterleib tatsächlich zu Änderungen in der DNA-Methylierung führt und ob diese Veränderungen einen Bezug zu Diabetes vom Typ 2 haben. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen zur Entwicklung von Medikamenten gegen Diabetes beitragen. Außerdem können sie ein Fortschritt in Richtung einer personalisierten Medizin sein, bei der Diagnose, Behandlung und Vorbeugungsmaßnahmen an das genetische bzw. epigenetische Profil des jeweiligen Patienten angepasst sind.

Nicole Souren wurde 1981 im niederländischen Simpelveld geboren. An der Universität Wageningen studierte sie Zoologie. Von 2004 bis 2009 promovierte sie am Lehrstuhl für Genetik und Zellbiologie der Universität Maastricht. Bereits damals forschte sie an der Identifikation von genetischen Varianten bei Zwillingen, die zu Diabetes vom Typ 2 führen oder mit der Krankheit assoziiert sind. Mit Hilfe eines Stipendiums der Universität Maastricht konnte sie ihre Zwillingsstudien fortführen. Um mehr Informationen zum Thema Epigenetik zu erhalten, besuchte sie im Jahr 2009 Professor Jörn Walter, einen der weltweit führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet.

Epigenetik beschäftigt sich mit der Frage, wie der einheitliche genetische Code eines Menschen in den verschiedenen Zellen des Körpers unterschiedlich gesteuert und verarbeitet wird. Fehler in diesen Steuerungsprozessen führen zu Erkrankungen. Mit Hilfe der Epigenetik kann man die Ursachen und Konsequenzen solcher Fehler besser verstehen. Ziel ist es, epigenetische Methoden für Diagnose und Therapie-Ansätze zu entwickeln.

Kontakt:
Dr. Nicole Yvonne P. Souren
Tel. 0681/302-2881
E-Mail: Nicole.Souren@GEN.unimaas.nl
Prof. Dr. Jörn Walter
Tel. 0681/302-4367
E-Mail: j.walter@mx.uni-saarland.de

Media Contact

Irina Urig idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-saarland.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer