Grönlandwale flirten mehrstimmig

Mit zwei Stimmen gleichzeitig und in jährlich wechselnden Melodien gehen Grönlandwale auf Partnersuche. Das berichten Forscher der Arktisstation Qeqertarsuaq der Universität Kopenhagen.

Im von ihnen beobachteten Gebiet der Disko Bay an der Westküste Grönlands steigt die Zahl der Grönlandwale erstmals seit langer Zeit wieder deutlich, was eine Folge der globalen Erwärmung zu sein scheint. Diese Ergebnisse werden im Oktober auf einer internationalen Konferenz über Meeressäuger präsentiert.

Der Grönlandwal ist ein bis zu 18 Meter langer und 100 Tonnen schwerer Arktisbewohner, der sich mit einer bis zu 60 Zentimeter dicken Speckschicht vor der Kälte schützt. Sein Fettpolster machte das einst weit verbreitete Säugetier schon seit dem 18. Jahrhundert zu einem begehrten Jagdobjekt. Im Nordatlantik am Anfang des 20. Jahrhunderts galt der Grönlandwal als fast ausgerottet, ehe er 1946 unter kompletten Schutz gestellt wurde. Die lange Zeit winzige Population im Meer zwischen Grönland und Kanada erhielt nun deutlichen Nachschub. „Das geht wahrscheinlich darauf zurück, dass die Nordwest-Passage erstmals seit 125.000 Jahren eisfrei geworden ist. Der Grönlandwal kann nun aus nördlichen Pazifikregionen kommen und sich mit der kleinen ansässigen Population paaren“, berichtet Outi Maria Tervo, die Leiterin der Forschungsstation.

Darüber hinaus zeigte die Beobachtung per Hydrophon erstmals, dass Grönlandwale ein spezielle Technik der Liebessänge entwickelt haben, mit dem sie zur Paarungszeit im Frühling oder Frühsommer ihre Partner anlocken. „Im Unterschied zu allen anderen Glattwalarten singt der Grönlandwal manchmal mit mehr als einer Stimme. Er erzeugt zwei unterschiedliche Lieder oder Geräusche, die dann miteinander vermischt werden“, so die Zoologin. Im Vergleich zu Finn- oder Blauwal, die in ähnlicher Gewichtsklasse rangieren, seien die Gesänge weitaus komplizierter und erfolgten deutlich höher in einer Frequenz von 100 bis 2.000 Hertz.

Zudem sind Grönlandwale bei der Komposition der Gesänge sehr erfinderisch. „Jahr für Jahr verändern sie die Melodien und wiederholen frühere Gesänge nie. Es ist denkbar, dass die Änderungen im Gesangsrepertoire dazu führen sollen, dass stets neue Partner angelockt und dadurch die Gene weiter verbreitet werden, was einen Überlebensvorteil darstellt.“ Rätsel stellt der Meeressäuger den Forschern weiterhin. „Der Grönlandwal ist der einzige singende Wal, bei dem man das Geschlecht des Sängers noch nicht ermittelt hat“, berichtet Tervo.

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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