Grippeviren mit System bekämpfen

Influenzaviren in unmittelbarer Nähe einer Wirtszelle<br>

In den USA sind Tausende an der Grippe erkrankt. 19.000 Menschen sind alleine im Bundesstaat New York von der Grippe betroffen – laut Gesundheitsbehörden mehr als vier Mal so viele wie 2012. Virusbedingte Epidemien und Pandemien wie die Influenza und deren Bekämpfung stellen nach wie vor ungelöste Herausforderungen dar. Die sich weltweit ausbreitenden und in vielen Fällen tödlich verlaufenden Infektionen durch Schweine- und Vogel-Influenzaviren haben das in den vergangenen Jahren in dramatischer Weise deutlich gemacht.

Nach wie vor ist nicht geklärt, welche Faktoren eine aus Sicht der Viren erfolgreiche Infektion bestimmen. Forscher im neuen Berliner Verbundprojekt „ViroSign – Systemvirologie von Influenza – Molekulare Signatur der permissiven Virusinfektion“ möchte das ändern. Ziel ist es, die charakteristischen Proteinsignaturen (Proteom) einer Wirtszelle und das möglichst vollständige Netzwerk aller Virus-Wirtszell-Interaktionen nach einer Infektion durch Influenzaviren in seiner zeitlichen Dynamik zu charakterisieren. „Dies erlaubt uns dann die wesentlichen Faktoren und zellulären Kontrollpunkte zu identifizieren, die über eine permissive, das heißt erfolgreiche Infektion, entscheiden“, erläutert Prof. Dr. Andreas Herrmann, Professor für Molekulare Biophysik an der Humboldt-Universität zu Berlin und Koordinator von ViroSign.

An dem Forschernetzwerk, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms e:Bio mit 1,94 Millionen Euro gefördert wird, sind neben dem Integrativen Forschungsinstitut (IRI) für Lebenswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Dr. Dr. h.c. Edda Klipp, Prof. Dr. Andreas Herrmann) auch das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie (Prof. Dr. Thomas Meyer), das Robert-Koch-Institut Berlin (PD Dr. Thorsten Wolff) sowie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (Prof. Dr. Matthias Selbach) beteiligt.

Das interdisziplinäre Netzwerk ermöglicht es, einen großen Bogen der angewendeten Methoden und Techniken zu spannen, der von der globalen Analyse des zellulären Proteoms bis zu einer einzelnen infizierten Zelle reicht. Bioinformatische Analysen der experimentellen Daten werden dabei grundlegend für die Identifizierung zellulärer Faktoren und viraler Proteine sein, die für die spezifische Reaktion der Wirtszelle auf die Infektion verantwortlich sind. „Auf dieser Basis wird ein funktionelles Model der Infektion von Influenzaviren erstellt, das Vorhersagen über Kontrollpunkte einer erfolgreichen Infektion gestattet, die wiederum experimentell überprüft werden. Damit wollen wir einen Grundstein für die gezielte Bekämpfung von Infektionen legen“, sagt Andreas Herrmann.

Kontakt
Prof. Dr. Andreas Herrmann
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Biologie
Tel.: 030 2093-8830
Andreas.Herrmann@rz.hu-berlin.de

Media Contact

Constanze Haase idw

Weitere Informationen:

http://www.hu-berlin.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer