Gesunde Ernährung: Bienen nutzen Heilstoffe des Honigs als Medikament

Im Gegensatz zu gesunden Tieren bevorzugen kranke Bienen die Honige, die besonders wirksam gegen Infektionen des Darms sind. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler vom Institut für Biologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in ihren aktuellen Untersuchungen. Die wegweisenden Ergebnisse sind jetzt im Fachmagazin „Behavioral Ecology and Sociobiology” erschienen.

In einem Bienenstock leben viele Tausend Bienen auf engem Raum bei über 30 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit zusammen. Es herrschen ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Die Infektion wehren Bienen zum einen mit Hilfe ihres Immunsystems ab. Zum anderen enthält der von ihnen produzierte Honig natürliche Inhaltsstoffe, die gegen Bakterien, Pilze oder Viren wirken. Diese können den Bienen helfen, ihre Krankheiten zu kurieren.

Die Wissenschaftler um Dr. Silvio Erler und Prof. Dr. Robin Moritz von der Universität Halle untersuchten gemeinsam mit Forschern der Universität Cluj-Napoca (Rumänien), ob Honig von den Bienen nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Heilmittel zur Behandlung von Bienenkrankheiten genutzt wird. „Wir haben untersucht, ob Bienen entsprechend ihres Gesundheitszustands bei der Wahl des Honigs neben dem Nährwert, auch den Heilwert berücksichtigen“, so Erler.

Im Labor infizierten die Forscher Bienen mit dem Darmpilz Nosema ceranae und verglichen dann, wie gesunde und kranke Bienen zwischen verschiedenen Honigen wählten. „Wir beobachteten, dass infizierte Bienen keinen Unterschied zwischen Linden- und Robinienhonig machten. Während Honigtauhonig von ihnen kaum gewählt wurde, hatten sie jedoch eine große Vorliebe für Sonnenblumenhonig, die mit zunehmender Infektion der Bienen sogar anstieg“, sagt Erler.

Anschließend untersuchten die Wissenschaftler die Wirksamkeit der Honige auf die Darminfektion. Und tatsächlich: „Die Bienen wiesen wesentlich geringere Sporenmengen im Darm auf, wenn sie sich ausschließlich von Sonnenblumenhonig ernährt hatten. Bienen, die Honigtauhonig konsumiert hatten, zeigten hingegen einen stärkeren Befall.“ Auch im Labortest zeigte der Sonnenblumenhonig eine bessere Wirkung als der Honigtauhonig.

„Honig ist also nicht nur gesund für den Menschen, sondern auch für die Bienen selbst, die im Krankheitsfall nicht den Honig wählen, der besser schmeckt, sondern den, der besser hilft“, so Erler.

Der Artikel „Pathogen-associated self-medication behavior in the honeybee Apis mellifera“ ist online abrufbar: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00265-014-1786-8 (DOI: 10.1007/s00265-014-1786-8).

In der Print-Ausgabe der Fachzeitschrift „Behavioral Ecology and Sociobiology“ erscheint der Artikel im November 2014.

Ansprechpartner:
Dr. Silvio Erler
Institut für Biologie – Zoologie der MLU
Telefon: +49 (0) 345 55 263 05
E-Mail: silvio.erler@zoologie.uni-halle.de

Media Contact

Ute Olbertz idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-halle.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer