Gesellschaft für Virologie nimmt Stellung: Neuartiges Coronavirus keine unmittelbare Gefahr

Der Patient aus Abu Dhabi, der am 26. März 2013 in einer Klinik in Schwabing verstarb, war seit April 2012 der elfte Mensch, der an den Folgen einer Lungenentzündung mit dem Betacoronavirus 2c EMC/2012 gestorben ist.

Die Zahl der Erkrankungen wird mit 17 angegeben. „Hieraus lässt sich jedoch nicht zwingend ableiten, dass es sich bei dem Erreger um ein besonders tödliches Virus handelt“, sagen der Präsident der Gesellschaft für Virologie Professor Dr. Thomas Mertens und der Coronavirusspezialist Professor Dr. Christian Drosten. Wie bei anderen neu auftretenden Infektionen könne davon ausgegangen werden, dass die bekannt gewordenen Erkrankungen nur die Spitze eines Eisbergs sind. „Wir vermuten jedoch, dass die Mehrheit der Infektionen mild verläuft und deshalb nicht erkannt wird“, sagt Drosten, der am Universitätsklinikum Bonn das Institut für Virologie leitet. Beide verweisen in diesem Zusammenhang auf einen weiteren Patienten, der im vergangenen Jahr ohne Kenntnis der Diagnose in Essen behandelt wurde und dort keine anderen Menschen angesteckt hat.

Die Einschätzung der Experten gründet sich auf die Übertragungswege des Virus, das bevorzugt die tieferen Abschnitte des Atemtrakts befällt. „Für eine Ansteckung ist deshalb ein enger Kontakt notwendig“, sagen die Fachleute. Dies erkläre, warum die ganz wenigen bekannt gewordenen Übertragungen von Mensch zu Mensch nur unter engen Familienmitgliedern erfolgten. Optimistisch stimmt die GfV-Experten auch, dass das menschliche Interferon-System das neuartige Coronavirus effektiver bekämpft als das verwandte SARS-Coronavirus. Interferone sind Eiweiße, die von infizierten Zellen zur Virusabwehr gebildet werden. Zur Diagnose der Erkrankung gibt es laut Mertens inzwischen zuverlässige Tests, an deren Entwicklung deutsche Universitätsinstitute für Virologie federführend beteiligt waren.
Die Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie steht online unter: http://www.g-f-v.org

Kontakt für Journalisten:

GfV Pressestelle
Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart

Tel: 0711 89 31 981
Fax: 0711 89 31 984
E-Mail: giesselmann@medizinkommunikation.org

Media Contact

Kathrin Gießelmann idw

Weitere Informationen:

http://www.g-f-v.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer