Genetische Verwandtschaft: Update für Superstammbaum der Raubtiere

Raubtiere und ihre evolutionären Beziehungen sind seit Jahren Forschungsgegenstand des Oldenburger Hochschullehrers für Molekulare Systematik, Prof. Dr. Olaf Bininda-Emonds. Der aus Kanada stammende Wissenschaftler war der erste, der mit seinem Team die Verwandtschaftsverhältnisse sämtlicher lebender Raubtierarten (Carnivora) systematisch zusammengefasst hat.

Die 1999 veröffentlichten Forschungsergebnisse des damals in Oxford (Großbritannien) arbeitenden Wissenschaftlers waren Teil eines Superstammbaums für sämtliche lebende Säugetierarten, der 2007 in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde und nicht nur in der Fachwelt für Furore sorgte. Der rasante Fortschritt der Molekularbiologie hat seither eine Fülle neuer DNA-Informationen geliefert, die Bininda-Emonds und Katrin Nyakatura (Universität Jena) für eine Aktualisierung des Stammbaums der Carnivora genutzt haben.

„Updating the evolutionary history of Carnivora (Mammalia): a new species-level supertree complete with divergence time estimates“ („Aktualisierung der Evolutionsgeschichte der Raubtiere (Säugetiere): ein neuer Superstammbaum samt zeitlicher Einordnung der Diversifikation“) heißt der Beitrag für die britische Open-Access-Fachzeitschrift BMC Biology, in dem sie ihr Update für den Stammbaum der Raubtiere vorstellen.

Für den Superstammbaum, der alle rezenten (lebenden) Raubtierarten – vom Löwen bis zum Wiesel – einschließt, fassten die ForscherInnen die Information vieler kleiner phylogenetischer Stammbäume zusammen. Durch gezielte Datenbankauswertung stellten sie die bislang größte Datenmatrix für die Gruppe der Raubtiere zusammen – ca. 45.000 Basenpaare DNA für 74 Gene. Diese Informationen kombinierten sie mit vorliegenden Daten aus insgesamt 114 Studien und erhielten so den aktualisierten Superstammbaum.

„Er gewährt“, erläutert Bininda-Emonds, „völlig neue Einblicke in die evolutionäre Entwicklung dieser faszinierenden Säugetiergruppe und gibt Aufschluss über wichtige Zeitepochen der Diversifikation – beispielsweise über den Evolutionsschritt vor 53 Mio. Jahren, als sich die fleischfressenden Säugetiere herausbildeten, und die Zeitspanne vor 18 bis 7,3 Mio. Jahren, als es zu zahlreichen neuen Arten innerhalb dieser Säugetierordnung kam“, so der Biologe. Damit bilde der Superstammbaum die Grundlage für eine Vielzahl weiterer Forschungsprojekte zu dieser Säugetierordnung.

Kontakt: Prof. Dr. Olaf Bininda-Emonds, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, Tel.: 0441/798-3965,

E-Mail: olaf.bininda@uni-oldenburg.de

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Dr. Corinna Dahm-Brey idw

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