Gen-Code macht Menschen zu Schlafwandlern

Wissenschaftler der Washington University School of Medicine glauben, dass sie den genetischen Code entdeckt haben, der manche Menschen zu Schlafwandlern macht. Das Team um Christina Gurnett untersuchte vier Generationen einer Familie von Schlafwandlern.

Verantwortlich soll ein Fehler einer Sektion des Chromosoms 20 sein. Verfügt man nur über eine Kopie der fehlerhaften DNA reicht das schon, um zum Schlafwandler zu werden, schreiben die Wissenschaftler in Neurology.

Neue Behandlungsmöglichkeiten

Das Tam hofft die beteiligten Gene zu identifizieren, um damit neue Behandlungsmöglichkeiten für eine Krankheit zu finden an der laut BBC bis zu zehn Prozent der Kinder und einer von 50 Erwachsenen leiden. In den meisten Fällen ist das Schlafwandeln kein großes Problem und wächst sich im Laufe der Jahre einfach aus.

Bei extremeren Fällen kann es sehr störend sein und auch gefährlich werden, vor allem dann wenn Menschen auch noch als Erwachsene schlafwandeln. Sie können in diesem Zustand komplexe Dinge tun wie ihre Autoschlüssel finden, die Tür aufsperren und dann wegfahren. Es gibt sogar Fälle, in denen Menschen in diesem Zustand gemordet haben.

Tritt in einigen Familien gehäuft auf

Trotzdem ist relativ wenig über den Somnambulismus bekannt. Klar ist, dass Schlafwandeln in manchen Familien gehäuft auftritt und das manche Menschen besonders anfällig dafür sind. Übermüdung und Stress können ein Auslöser sein. Die aktuelle Familie wurde untersucht, weil eines der jüngsten Mitglieder, die 12-jährige Hannah, große Probleme damit hatte. Sie verließ in der Nacht regelmäßig das Haus und wanderte umher. In den vier Generationen der Familie waren neun von 22 Familienmitgliedern Schlafwandler.

Die Wissenschaftler untersuchten mit Hilfe von Speichelproben die DNA der Familie und versuchten so die genetischen Grundlagen der Krankheit zu identifizieren. Es zeigte sich, dass ein genetischer Code auf dem Chromosom 20 entscheidend war. Dieser Code wurde von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Verfügt jemand über dieses Gen, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er es vererbt bei 50 Prozent. Und jeder, der eine Kopie der fehlerhaften DNA geerbt hat, wird zum Schlafwandler.

Derzeit noch 28 Gene in Verdacht

Das konkrete Gen oder die konkreten verantwortlichen Gene sind noch nicht identifiziert. 28 kommen derzeit in Frage. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass es die Adenosin-Deaminase-Gen sein wird. Dieses Gen wurde bereits in der Vergangenheit mit den Tiefschlafphasen in Verbindung gebracht, in denen Menschen schlafwandeln. Laut Gurnett ist es wahrscheinlich, dass mehrere Gene eine Rolle spielen.

Das Abstract ist unter http://www.neurology.org/content/76/1/49.abstract?sid=df348e27-bcd5-4fc8-9d23-a012e48c8360 zu finden.

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Michaela Monschein pressetext.redaktion

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http://wustl.edu

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