EU-Projekt für nanomedizinische Innovationen gestartet

Empa-Forschende entwickeln Analysemethoden, beispielsweise mit Hilfe von Zellkultursystemen, um potenzielle Nanotherapeutika in der präklinischen Phase möglichst umfassend zu untersuchen. Empa

Das am 1. Juni 2015 gegründete «Europäische Labor für nanomedizinische Charakterisierung» (EU-NCL) hat ein klares Ziel: deutlich mehr nanotherapeutische Anwendungen auf den Markt, sprich: in den klinischen Alltag, zu bringen. Davon sollen in erster Linie Patienten, aber auch die europäische Pharmaindustrie profitieren.

Um dies möglichst schnell zu erreichen, arbeitet das EU-NCL eng mit dem einzigen internationalen Referenzinstitut auf diesem Gebiet, dem «Nanotechnology Characterization Laboratory» (US-NCL) des US-amerikanischen «National Cancer Institute» zusammen. Das soll zu einer schnelleren internationalen Harmonisierung der analytischen Methoden führen.

Das EU-NCL steht auch in direktem Kontakt mit den nationalen Arzneimittelagenturen und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), um die analytischen Dienstleistungen ständig an die Vorgaben der Regulierungsbehörden anzupassen. «Wir freuen uns darüber, an diesem gemeinsamen Projekt Europas und der Vereinigten Staaten teilzunehmen», meint der Direktor des US-NCL, Scott E. McNeil.

«Wir hoffen, dass diese Zusammenarbeit zu einer internationalen Standardisierung der regulatorischen Anforderungen an die klinische Bewertung und Vermarktung von Nano-Arzneimitteln beitragen wird. Dieses Projekt birgt ein enormes Potenzial für den Einsatz von Nanotechnologien zur Bewältigung von Krebs und anderen schwer wiegenden Krankheiten in aller Welt.»

Neun Partner aus acht Ländern

Das EU-NCL wird von der EU für einen Zeitraum von vier Jahren mit knapp fünf Millionen Euro gefördert und umfasst neun Partner aus acht Ländern: Neben der Empa sind dies CEA-Tech in Leti und Liten, Frankreich, die das Projekt koordinieren; das «Joint Research Centre» der Europäischen Kommission in Ispra, Italien; European Research Services GmbH in Münster, Deutschland; Leidos Biomedical Research, Inc. in Frederick, USA; Trinity College in Dublin, Irland; SINTEF in Oslo, Norwegen; die University of Liverpool in Grossbritannien; die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) und die Gesellschaft für Bioanalytik, beide in Münster, Deutschland.

Die Partnerinstitutionen werden gemeinsam ein umfassendes Angebot an interdisziplinären präklinischen Charakterisierungsverfahren (physische, chemische sowie biologische in vitro- und in vivo-Testverfahren) zur Verfügung stellen, die es den Forschenden ermöglichen, die biologische Verteilung, Stoffwechsel, Pharmakokinetik, Sicherheitsprofile und immunologische Auswirkungen ihrer medizinischen Nano-Produkte vollumfänglich zu verstehen.

Das Projekt wird zudem den Einsatz und die Entwicklung von Standardarbeitsanweisungen («standard operating procedures», SOP), Referenzmaterialien und das Qualitätsmanagement für die vorklinische Charakterisierung von medizinischen Nano-Produkten vorantreiben. Ein weiteres Ziel ist schliesslich die Förderung der sektorübergreifenden Kommunikation zwischen den wichtigsten Beteiligten im Innovationsbereich, insbesondere zwischen Arzneimittelentwicklern und Regulierungsbehörden.

Das Ziel: eine schnellere Versorgung der Patienten mit sicheren und wirksamen Nano-Therapien
Im Rahmen des EU-NCL werden sechs analytische Einrichtungen länderübergreifend Zugang zu ihren analytischen Diensten bieten und neue oder verbesserte Analyseverfahren entwickeln, um das EU-NCL an vorderster Front auf dem Gebiet der nanomedizinischen Charakterisierung zu positionieren.

Das Empa-Team von Peter Wick im «Particles-Biology Interactions» Labor ist für das Qualitätsmanagement aller analytischen Methoden verantwortlich, eine Aufgabe von enormer Bedeutung, um die Nachvollziehbarkeit und Vergleichbarkeit der Daten aus den einzelnen Labors des Konsortiums zu gewährleisten.

«Das EU-NCL unterstützt unsere Forschungsaktivitäten bei der Entwicklung innovativer und sicherer Nanomaterialien für den Gesundheitsbereich. Dies erlaubt uns einerseits, künftige Standards im Bereich Nanomedizin aktiv mitzugestalten; andererseits stärkt es die Rolle der Empa als Förderer des Transfers neuartiger Nanotherapeutika vom Labor zum Krankenbett», so Wick.

Weitere Informationen
Dr. Peter Wick, Particles-Biology Interactions, Tel. +41 58 765 76 84, Peter.Wick@empa.ch
Redaktion / Medienkontakt
Dr. Michael Hagmann, Kommunikation, Tel. +41 58 765 45 92, redaktion@empa.ch

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Cornelia Zogg EMPA

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