Warum essen verwandte Arten nicht die gleichen Dinge?

Demzufolge müssten zwei verwandte Arten die gleichen Feinde haben und die gleiche Beute bevorzugen. Aktuelle Studien eines Teams von Forschern des CNRS (Zentrum für wissenschaftliche Forschung), des französischen Naturkundemuseums und der Universität Exeter (Großbritannien) zeigen, dass dies nicht unbedingt so sein muss.

Zum ersten Mal konnten die Wissenschaftler aufzeigen, dass die Verwandtschaft zwischen den Arten zwar bestimmt, von wem sie gefressen werden, aber nicht was sie fressen – dies wird vielmehr durch den Kampf um die Ressourcen bestimmt. Durch diesen Wettstreit haben sich verwandte Arten auf verschiedene Nahrungsquellen spezialisiert. Das Ergebnis dieser Studie [1] wurde am 20. Juni in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.

Zu diesem Resultat kamen die Forscher nach einer mehr als 10-jährigen Beobachtungsreihe auf einer Wiese im Südosten Englands, bei der sie die Interaktionen von rund einhundert Arten ermittelten. Insgesamt wurden vier Spezies untersucht: 23 Pflanzenarten, 25 Arten von Blattläusen, die sich von diesen Pflanzen ernähren, 22 Wespenarten, die ihre Eier in den Körpern der Blattläuse ablegen, und 26 weitere Wespenarten, die ihre Eier in die Larven der zuvor genannten Wespenarten ablegen. Die Forscher konnten aufzeigen, dass beispielsweise zwei eng miteinander verwandte Blattlausarten in der Regel beide zu den Beutetieren der gleichen Wespenart gehören. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Verwandtschaft der Arten die Identität ihrer Räuber bestimmt. Allerdings ernähren sich die beiden Blattlausarten nicht unbedingt von den gleichen Pflanzen. Je höher sie in der Nahrungskette gingen, desto häufiger stellten die Forscher fest, dass sich die engsten miteinander verwandten Wespenarten selten von den gleichen Blattlausarten ernährten.

Mit dieser Studie tragen die Forscher zu einem besseren Verständnis der Entwicklung von ökologischen Gemeinschaften bei, und das insbesondere zu einem Zeitpunkt, wo die Klimaerwärmung ganze Tiergemeinschaften aus dem Gleichgewicht bringt und zahlreiche Arten in für sie völlig fremde Ökosysteme eindringen.

Weitere Informationen zur Studie:

[1] Evolutionary history and ecological processes shape a local multilevel antagonistic network, Marianne Elias, Colin Fontaine, F. J. Frank van Veen, Current Biology, 20. Juni 2013

Kontakt:

Colin Fontaine – Nationales Naturkundemuseum – Tel.: +331 40 79 81 941 –
E-Mail: colin.fontaine@mnhn.fr
Quelle: Pressemitteilung des CNRS – 20/06/2013 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3137.htm

Redakteur: Clément Guyot, clement.guyot@diplomatie.gouv.fr

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