Effiziente Produktion von Wasserstoff durch Algen

Elektronentransfer in der Alge C. reinhardtii, der zur Produktion von Wasserstoff oder anderer Stoffe führt. Hase = Hydrogenase. © MPI CEC / RUB

Die Effizienz der Mikroalgen für die Wasserstoffproduktion ist allerdings gering und muss noch um 1-2 Größenordnungen gesteigert werden bevor ein biotechnologisches Verfahren interessant werden könnte.

Wissenschaftler der AG Photobiotechnologie an der Ruhr Universität Bochum und der Mülheimer Max-Planck-Institute zeigen jetzt in der aktuellen Ausgabe von Energy and Environmental Science wie eine Effizienzsteigerung erreicht werden kann.

Mikroalgen nutzen Lichtenergie, um durch Photosynthese Wasser zu oxidieren. Das kleine eisenhaltige Protein PETF transportiert dabei entstandene Elektronen vor allem an die Ferredoxin-NADP+-Oxidoreduktase (FNR), was schließlich zur Erzeugung von Kohlenhydraten aus CO2 führt.

Zu den vielen weiteren Prozessen, für die PETF die Elektronen liefert gehört auch die Wasserstoffproduktion durch Hydrogenasen. Diese Proteine sind sehr leistungsfähige Enzyme, die ein einzigartiges aktives Zentrum mit sechs Eisenatomen enthalten, an dem Elektronen (e-) auf Protonen (H+) übertragen werden und schließlich molekularer Wasserstoff entsteht (H2).

Mit Hilfe der kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (NMR) untersuchten die Wissenschaftler welche Aminosäuren von PETF mit der Hydrogenase und welche mit der FNR interagieren. Dabei zeigte sich, dass nur zwei Aminosäuren von PETF mit negativ geladenen Seitenketten für die Bindung der FNR wichtig sind.

Die gezielte genetische Veränderung genau dieser beiden Reste zu Aminosäuren mit ungeladener Seitenkette führte zu einer erhöhten Produktion von Wasserstoff. Zusammen mit FNR mit variierten Aminosäuren stieg die Menge an erzeugtem Wasserstoff um den Faktor fünf.

Die wissensbasierte Veränderung der Elektronentransferwege hat das Potential weitere Steigerungen der Wasserstoffproduktion zu ermöglichen. Durch Kombination verschiedener Modifikationen kann in Zukunft wahrscheinlich die notwendige Effizienz für eine wettbewerbsfähige, biologische Wasserstofferzeugung erreicht werden.

Damit haben die Ergebnisse eine große Bedeutung auf dem Weg hin zu einer umweltfreundlichen, regenerativen Energieerzeugung, die keine teuren und seltenen Edelmetalle benötigt.

Weitere Informationen
Link zur Publikation in Energy and Environmental Science:
http://pubs.rsc.org/en/content/articlelanding/2014/ee/c4ee01444h

Dr. Sigrun Rumpel, Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr, Tel. 0208/306­3895, sigrun.rumpel@cec.mpg.de, www.cec.mpg.de

Dr. Martin Winkler, Lehrstuhl für Biochemie der Pflanzen, Ruhr Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32­27049, martin.winkler-2@rub.de

http://www.cec.mpg.de/media/Presse/2014/PM_EES_deutsch_SR_WL_final_es.pdf

Media Contact

Esther Schlamann Max-Planck-Institut

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer