Echte Hechte flirten auch tagsüber – Zoologen weisen besonderes Verhalten zur Fortpflanzung nach

Während dieser Zeit scheint er nicht viel für die Fortpflanzung oder die Reproduktion tun zu können: weder Nahrungssuche oder Balzverhalten noch die Suche nach einem physiologisch besser geeigneten Territorium.

Prof. Dr. Bernd Kramer und sein Doktorand Peter Machnik vom Institut für Zoologie der Universität Regensburg wiesen nun bei Bulldog-Fischen ein Verhaltensmuster nach, das auch tagsüber der Fortpflanzung dient und die hohen Kosten einer auf die Nacht beschränkten Lebensweise kompensiert. Normalerweise geben tagsüber ruhende Bulldog-Fische beiderlei Geschlechts ihre elektrischen Ladungen mit der niedrigsten artspezifischen Pulsrate ab (4-12 Pulse pro Sekunde, also 4-12 Hertz, Hz).

Diese schwankt zudem ständig: es finden sich also sowohl lange als auch kurze Intervalle zwischen den Pulsen (15-500 Millisekunden; „variables Ruhemuster“). Sobald aber ein Männchen tagsüber ein Weibchen in seiner Nähe entdeckt, erzeugt es ein bisher bei keinem Nilhecht beobachtetes Ruhemuster mit 16-28 Pulsen pro Sekunde und nur geringer Intervallschwankung („regelmäßiges Ruhemuster“).

Durch Playback-Versuche mit einer elektrischen Männchenattrappe konnten die Regensburger Wissenschaftler zeigen, dass Bulldogfisch-Weibchen dieses regelmäßige Muster nach zwei bis drei Tagen Einwirkungszeit attraktiver finden als das variable Ruhemuster. Offensichtlich handelt es sich also beim regelmäßigen Muster um ein Werbesignal, das bereits tagsüber auf das andere Geschlecht anziehend wirkt und die Paarbildung anbahnen soll.

Zudem wird auf diese Weise vermieden, durch auffälligeres Verhalten potentielle Feinde in der Umgebung anzulocken. Eine weitere Funktion des regelmäßigen Musters, so die Forscher, könnte die Beschleunigung der Eireifung der Weibchen sein. Es gilt nun, diese Annahme in weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

Die Forschungen entstanden im Rahmen der Doktorarbeit von Peter Machnik. Auszüge der Doktorarbeit wurden vor kurzem über einen gemeinsamen Aufsatz mit Prof. Kramer in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Ethology“ veröffentlicht (DOI: 10.1007/s10164-010-0235-z).

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Bernd Kramer i.R.
Universität Regensburg
Institut für Zoologie
Tel.: 0941 943-2263
Bernd.Kramer@biologie.uni-regensburg.de

Media Contact

Alexander Schlaak idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-regensburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ultraleichte selbstglättende Spiegel

…erhöhen die Effizient hochmoderner Teleskope. Schon immer faszinierte den Menschen der Blick in den Sternenhimmmel und nicht minder faszinierend ist es, die Erde aus dem Weltraum zu betrachten. Möglich ist…

Überraschende Umkehr in Quantensystemen

Forschende haben topologisches Pumpen in einem künstlichen Festkörper aus kalten Atomen untersucht. Die Atome wurden mit Laserstrahlen gefangen. Überraschenderweise kam es zu einer plötzlichen Umkehr der Atome an einer Wand…

Magnetisch durch eine Prise Wasserstoff

Neue Idee, um die Eigenschaften ultradünner Materialien zu verbessern. Magnetische zweidimensionale Schichten, die aus einer oder wenigen Atomlagen bestehen, sind erst seit kurzem bekannt und versprechen interessante Anwendungen, zum Beispiel…

Partner & Förderer