Deutsche und israelische Feuersalamander im Vergleich

Als Larven leben Feuersalamander die ersten Monate ihres Lebens unter Wasser und atmen durch äußere Kiemen. Erst als Erwachsene gehen sie an Land und steigen auf Lungenatmung um.<br>Burkhard Thiesmeier<br>

In einer sich ständig verändernden Welt kann die Anpassung an neue Umweltbedingungen überlebenswichtig sein. Besonders Amphibien zeigen sich flexibel. Die Larven des einheimischen Feuersalamanders zum Beispiel haben die Fähigkeit entwickelt, sowohl in stehenden als auch in fließenden Gewässern aufwachsen zu können.

Biologen der Universität Bielefeld unter Leitung von Dr. Sebastian Steinfartz haben 2009 zeigen können, dass sich diese Anpassung auch auf Ebene ihrer Gene zeigt. Über tausende von Jahren entsteht auf diese Weise eine neue Art. Im Vergleich mit ihrer israelischen Schwesternart wollen nun die Bielefelder Biologen gemeinsam mit deutschen und israelischen Kollegen herausfinden, ob beide Arten sich gleichermaßen an ihre Umweltbedingungen angepasst haben. Ihre Forschung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung von 2013 bis 2017 mit über 1,6 Millionen Euro gefördert.

Vor vielen Millionen Jahren gehörten sie noch zu einer Linie: der deutsche Feuersalamander (Salamandra salamandra) und seine israelische Schwesternart (Salamandra infraimmaculata). Mittlerweile leben sie weit voneinander entfernt, haben sich in unterschiedliche Arten aufgespalten und mussten sich doch an ähnliche Umweltbedingungen anpassen. Diese parallele, aber unabhängige Entwicklung machen sich die Wissenschaftler zu Nutze. Mit Hilfe von Experimenten, ökologischen Lebensraumcharakterisierungen und genomischen Analysen wollen sie herausfinden, ob an den ähnlichen Adaptationsprozessen bei beiden Arten dieselben oder ganz unterschiedliche Gene beteiligt sind. In Bielefeld sollen vor allem die experimentellen Ansätze mit den Larven und Genexpressionsanalysen stattfinden. Die Wissenschaftler erhoffen sich unter anderem Antwort auf die Frage, wie die genetischen Mechanismen von parallelen Lebensraumanpassungen aussehen können.

An der Forschung beteiligen sich Dr. Sebastian Steinfartz, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Ökologie und Verhalten am Lehrstuhl für Verhaltensforschung der Universität Bielefeld, Dr. Arne Nolte vom Max-Planck Institut für Evolutionsbiologie (Plön) sowie Professor Dr. Leon Blaustein und Professor Dr. Alan Templeton (beide Universität Haifa, Israel).

Die Forschungsförderung ist Teil der Deutsch-Israelischen Projektkooperation (DIP). Das Exzellenzprogramm wurde 1997 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung eingerichtet, um innovative deutsch-israelische Forschungsprojekte aus allen Wissenschaftsbereichen zu fördern. Jährlich werden bis zu vier Projektanträge ausgewählt und für bis zu fünf Jahre unterstützt.

Kontakt:
Dr. Sebastian Steinfartz, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie
Telefon: 0521 106-2653; E-Mail: sebastian.steinfartz@uni-bielefeld.de

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