Chemiker entdecken neue Bindung in Molekülen

Die Bindung, die in der Gruppe von Prof. Dr. Evamarie Hey-Hawkins und Prof. Dr. Barbara Kirchner erforscht wurde, wird in der Fachwelt als außergewöhnlich bewertet, weil sie zwischen Atomen aus der 15. Gruppe des Periodensystems in Molekülen stattfindet. Zwischen diesen würde man eigentlich eher eine große Abstoßung erwarten, wie die monatlich erscheinende Nachrichten-Zeitschrift „Chemistry World“ schreibt.

In mehreren Beispielen fanden aber die Chemiker Stefan Zahn und René Frank im Rahmen der Graduiertenschule BuildMoNa einen sogenannten Pnikogenen (benannt nach der Gruppe von Atomen) Linker, der gleiche und verschiedene Moleküle mit solchen Atomen (Phosphor, Arsen, Antimon) zusammenschweißt.

Den Nachweis, dass es sich hierbei wirklich um eine anziehende Wechselwirkung ausgehend von diesen Atomen handelt, erbrachten die Forscher auf mehrere Arten, wie sie in ihrer Publikation im renommierten Fachblatt „Chemistry A European Journal“ am 23. Mai 2011 beschrieben. Unter anderem wurde in Rechnungen gefunden, dass das negative freie Elektronenpaar am Atom, das eigentlich für Abstoßung sorgen sollte, von einem positiven Gürtel umgeben ist, wodurch eine attraktive Wechselwirkung zwischen zwei freien Elektronenpaaren entstehen kann. Sollte es gelingen, diese Bindung noch weiter zu charakterisieren und zu dirigieren, dann steht der Synthese von neuen Werkstoffen nichts im Wege.

Die jetzt entdeckte, ungewöhnliche Bindung liegt in der Größenordnung einer Wasserstoffbrücke. Wasserstoffbrücken sind die Bindungen, die zwischen Wassermolekülen herrschen und für viele der ungewöhnlichen Eigenschaften von Wasser verantwortlich sind. Die Bindungen spielen auch in der Biologie eine große Rolle. Weiterhin werden solche Bindungen beim Aufbau von supramolekularen Strukturen wie den molekularen Maschinen (Umwandlung von Energien auf molekularer Ebene) in der Natur sowie im Labor beobachtet. Durch solche interessanten und sehr flexiblen Verknüpfungsmöglichkeiten lassen sich wichtige Materialien beziehungsweise Werkstoffe aufbauen.

Durch das grundlegende Verständnis der Eigenschaften kann man Materialien auswählen oder konstruieren, die eine Vielfalt von Anwendungen finden können. Das reicht von strukturiertem Stahl bis zum Computerchip. Materialwissenschaft umgrenzt deswegen viele Felder aus den Ingenieurswissenschaften wie Elektronik, Telekommunikation, Informationsverarbeitung, Atomkraft, Energieumwandlung und anderes.

Das von der UN-Generalversammlung ausgerufene „Internationale Jahr der Chemie 2011“ steht unter dem Motto „Chemie – unser Leben, unsere Zukunft“. Es wird weltweit federführend betreut von der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation, und die „Internationale Union für reine und angewandte Chemie“ (IUPAC).

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Barbara Kirchner
Telefon: +49 341 97-36401
E-Mail: bkirchner@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/~quant
Prof. Dr. Evamarie Hey-Hawkins
Institut für Anorganische Chemie
Telefon: +49 341 97-36151
E-Mail: hey@uni-leipzig.de
www.buildmona.de; www.uni-leipzig.de/chemie/hh/

Media Contact

Susann Huster Universität Leipzig

Weitere Informationen:

http://www.uni-leipzig.de/~quant

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer