Buntbarsch-Männchen „züchten“ großflossige Weibchen

Buntbarsch-Weibchen (vorne) haben im Laufe der Evolution große Bauchflossen entwickelt, um ihre Chancen bei der Partnersuche zu steigern. © Sebastian Baldauf, Universität Bonn<br>

Darauf weisen zumindest die Daten einer aktuellen Studie an der Universität Bonn hin. Die Biologen konnten damit erstmals zeigen, dass die Partnerwahl von Männchen Auswirkungen auf das Aussehen von Weibchen hat. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der Zeitschrift BMC Evolutionary Biology erschienen (doi: 10.1186/1471-2148-10-301 ).

Charles Darwin dachte noch, dass nur die Weibchen im Tierreich wählerisch seien. Die Männchen nähmen dagegen jede, die sie kriegen könnten. Dass das nicht immer stimmt, ist erst seit Ende der 1980er Jahre bekannt. Damals zeigte sich in Experimenten, dass zumindest bei manchen Tierarten auch die Männchen bei der Partnerwahl genau hinsehen.

Dass sich die weibliche Wahl auf das Aussehen der Männchen auswirkt, ahnte ebenfalls schon Darwin. So hat z.B. der Pfau im Laufe der Evolution ein prachtvolles Federkleid entwickelt, um damit den Weibchen zu imponieren. Doch jetzt fanden die Bonner Biologen am Beispiel der Buntbarschart Pelvicachromis taeniatus heraus, dass auch die Damen ihr Aussehen verändern, um den Herren zu gefallen. Es ist bislang der erste empirische Beleg für diesen Zusammenhang.

Die Forscher haben 73 Buntbarsch-Weibchen geröntgt und anhand der Knochenstrahlen die Größe der Flossen ermittelt. Mit einem interessanten Ergebnis: „Die Bauchflosse wird im Vergleich zu anderen Flossen besonders groß“, sagt Dr. Sebastian Baldauf, Forscher am Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie der Universität Bonn.

Doch warum ist das so? Die Bauchflosse ist bei Buntbarsch-Weibchen auffällig bunt. Während der Balz stellen die Weibchen sie auf und wedeln sie vor den Männchen hin und her. Daher vermuteten die Forscher, dass die Flosse bei der Partnerwahl eine Rolle spielt und durch diese beeinflusst wird.

Auf die Größe kommt es an

Um diese These zu überprüfen, haben die Forscher einen Partnerwahlversuch mittels Computeranimation durchgeführt. Aquarien mit je einem Männchen wurden zwischen zwei Computermonitore gestellt. Auf dem einen Bildschirm schwamm ein virtuelles Weibchen mit einer kleinen Bauchflosse hin und her, auf dem anderen genau dasselbe Weibchen mit einer großen Flosse. Die Männchen entschieden sich in den Experimenten für die Partnerin mit der größeren Bauchflosse.

Weibchen mit großen Bauchflossen haben es tendenziell also leichter, einen Sexualpartner zu finden und mit ihm Nachwuchs zu bekommen. Im Laufe der Evolution sollten sich die Flossen daher immer weiter vergrößern. Doch irgendwann ist Schluss: „Zu große Flossen behindern die Fische beim Schwimmen und erschweren beispielsweise die Flucht vor Feinden“, sagt Sebastian Baldauf. Die Flosse kann daher in der Natur keine übertrieben großen Ausmaße annehmen, wie es häufiger bei Fischzuchten anzutreffen ist.

Nur aus purer Eitelkeit suchen sich die männlichen Buntbarsche natürlich nicht die Partnerin mit den größten Flossen aus. Die Bonner Biologen konnten zeigen, dass eine große Bauchflosse bei Weibchen eine gute Kondition signalisiert. Dadurch steigen die Überlebenschancen der Jungbarsche: „Weibchen mit guter Kondition können intensive Brutpflege betreiben“, führt der Forscher aus. „Außerdem besteht nicht die Gefahr, dass sie aus Mangel an Nahrung die eigene Brut auffressen.“

Kontakt:
Dr. Sebastian A. Baldauf
Institut für Evolutionsbiologie und Ökologie, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-5749
E-Mail: sbaldauf@evolution.uni-bonn.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer