Biologisches Pestizid tötet Heuschrecken

Eine Insektenplage ganz ohne giftige Chemikalien abzuwehren – das gelang Forschern des Massachusetts Institute of Technology. In der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichten sie von einer Methode, mit der sie Termiten so manipulierten, dass deren Immunsystem tödliche Bakterien- und Pilzkrankheiten nicht länger abwehren konnte. Zum Einsatz kam dabei ein Zuckermolekül, das in der Natur vorkommt und bereits lange als Zusatzstoff von Lebensmitteln verwendet wird.

Anstoß für diese Entwicklung gab Grundlagenforschung rund um die Immunität der Insekten. Die Forschergruppe um Ram Sasisekharan untersuchte dazu spezielle Proteine, mit denen Termiten ihre Nester vor Pilzen und Bakterien schützen. Nähert sich ein derartiger Krankheitserreger dem Nest, wird dieser von den Proteinen zerkleinert, was auch die Immunabwehr der Termiten aktiviert. Schaltet man dieses Schutzprotein aus, haben die Termiten gegen Erreger keine Chance und sterben. Das gelang den Forschern, mit Hilfe einer in der Natur vorkommenden Zuckerverbindung, dem sogenannten Glucono-1,5-lacton. Einige Tage nachdem man die Termiten im Labor diesem Zucker ausgesetzt hatte, waren sie alle an Infektionen gestorben, im Gegensatz zu den nicht verzuckerten Tieren, denen ein doppelt so langes Weiterleben beschieden war.

Glucono-1,5-lacton ist ein Zusatzstoff für Lebensmittel (E 575), der in Wurstwaren, im Backpulver wie auch allgemein bei Nahrung als Säuerungsmittel vorkommt. Es ist billig, biologisch abbaubar und somit eine attraktive Alternative zu chemischen Pestiziden, zumal bisher keine unerwünschte Nebenwirkungen bekannt sind. Denn nur bestimmte Arten verfügen über den Abwehrmechanismus, der durch das Zuckermolekül ausgeschaltet wird, unter anderem Termiten, Heuschrecken und Kakerlaken. Nützliche Insekten wie Ameisen, andere Tiere oder Pflanzen bleiben jedoch verschont. Auch der Mensch könnte davon profitieren, da die heute verbreiteten Pestizide neben den Insekten auch ihm Schaden zufügen und beispielsweise die Spermaqualität von Männern mindern (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090119024/).

Die Anwendungsgebiete der Zuckerverbindung scheinen groß. Sie könnte Gebäude vor Termiten schützen, wenn man sie in Baumaterialien oder Malfarben integriert. Auf von Heuschrecken- und Termitenpest geplagten Feldern könnte man es versprühen, auch ein gezielter Einsatz in der Nahrungsverarbeitung und Lagerung ist laut Sasisekharan denkbar. Der umweltfreundliche Schutz vor Insektenplagen ist schon lange überfällig, denn allein der durch Termiten verursachte Ernte- und Hausschaden beträgt weltweit jährlich 30 Mrd. Dollar.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://web.mit.edu

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