Biogeographie pazifischer Insel erforscht

Im dichten, kühl-gemäßigten Regenwald auf der Insel Mocha (Chile) haben sich zahlreiche Vogelarten angesiedelt (komplette BU siehe Text) Ingo Hahn

Abgelegen liegt die Insel Mocha im Südpazifik. Wahrscheinlich gab es in geologischer Zeit nie eine Landverbindung zu Südamerika. Woher kamen aber die Pflanzen und Tiere – und vor allem welche Arten schafften es über den Ozean, um sich auf der Insel erfolgreich anzusiedeln?

Zur Beantwortung dieser Fragen wurden seit dem Jahr 2002 Studien an der mobilen Tiergruppe der Vögel durchgeführt, sowohl während dreier Expeditionen auf der Insel Mocha als auch in anderen Regionen Chiles.

Die Ergebnisse aus anderthalb Jahrzehnten Untersuchung wurden nun von der chilenisch-deutschen Forschergruppe im Journal Vertebrate Zoology veröffentlicht. „Wir detektierten insgesamt eine Anzahl von 100 Vogelarten“, so Prof. Dr. Ingo Hahn von der Hochschule München, „wovon etwa die eine Hälfte terrestrische Vögel und die andere Hälfte Meeres- und Wasservögel sind.“

Einige biogeographische Regeln konnten durch die Studie gestützt werden, nämlich die des größeren Artenreichtums gegenüber den ozeanischen Juan Fernandez-Inseln und des kleineren Artenreichtums gegenüber der großen Küsteninsel Chiloe. Des Weiteren konnte auch die zentrale biogeographische Frage nach den Herkunftsregionen beantwortet werden. „Australe und neotropische Elemente dominieren in der Avifauna mochana – sie reflektieren die Nähe und den Einfluss der nächstgelegenen Tierreiche.

Drei Vogelarten haben auf der Insel eigene endemische Formen ausgebildet. Diese sind die Unterarten Mocha-Drossel, Mocha-Schlüpfer und Mocha-Rotkehltapaculo. Weil Inselendemiten räumlich stark begrenzt sind und geringe Populationen aufweisen können, sind sie im Fokus des Naturschutzes. Als Kern- und Leitarten der Biozönose stellen sie auch im insularen Nationalreservat eine wichtige Funktion dar.

„Im Rahmen dieser Studie wurden erstmals die Populationsgrößen aller drei Endemiten erfasst, wofür 150 ha Waldfläche durch Linientaxierungen bearbeitet wurde“, so Hahn weiter. Für die letztgenannten Endemiten ergaben sich erfreulicherweise Gesamtbestände von jeweils etwa 4.000 Individuen. Nur die Population der Mocha-Drossel ist mit 670 Exemplaren deutlich geringer. Daher ist es sinnvoll, diese quantitativen Ergebnisse als Grundlage für ein zukünftiges Bestands-Monitoring zu nutzen.

Hahn, I., U. Römer, G. Soto, J. Baumeister & P. M. Vergara (2016): Diversity, biogeography, abundance, and conservation of the birds of Mocha Island National Reserve, Chile. Vertebrate Zoology 66 (3): 397 – 410.

Der Originalbeitrag ist einzusehen unter: http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/publikationen/vertebratezoolog…

Das Journal Vertebrate Zoology ist ein Organ der © Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und zeichnet sich sowohl durch ein Peer-Review-Verfahren als auch durch einen Impact Factor aus.

Kontakt: Prof. Dr. Ingo Hahn, Hochschule München, Karlstr. 6, 80333 München, E-Mail: ingo.hahn@hm.edu, Tel. 089 1265-2659

BU: Im dichten, kühl-gemäßigten Regenwald auf der Insel Mocha (Chile) haben sich zahlreiche Vogelarten angesiedelt. Sie nutzen die rotstämmigen Myrtaceen-Bäume als Habitat für Nahrungssuche und Nistplatzanlage. Die Mocha-Drossel (Turdus falcklandii machae) ist eine von drei endemischen Unterarten, die nur auf dieser einen Insel vorkommen.

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Christina Kaufmann idw - Informationsdienst Wissenschaft

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