Biotopinseln in der Großstadt


Durch die zunehmende Ausweitung von menschlichen Siedlungen und intensiv genutzten Flächen kommt es zu einer Verdrängung und Zerstückelung ursprünglich zusammenhängender naturnaher Lebensräume, die viele Tier- und Pflanzenarten beherbergen. In einer sonst ungeeigneten Umwelt werden die verbleibenden Flächen zu kleinen Inseln, die für viele Tierarten schwer zu erreichen sind. Ein Beispiel dafür ist der öffentlich nicht zugängliche Garten des erzbischöflichen Priesterseminars in Köln, der mit seiner Grünfläche ein einzigartiges Rückzugsgebiet in der Innenstadt bildet. Erhöhte Schadstoffbelastung, hohe Nutzungsintensität, Stadtklima und Flächenversiegelung in der Stadt tragen mit dazu bei, das nur wenige Arten und Individuen einen Lebensraum in einer Stadt finden können. Dies ist das Ergebnis einer Studie über Laufkäfer, die von Beate Huckenbeck am Zoologischen Institut der Universität zu Köln durchgeführt wurde.

Biotopinseln in der Großstadt
Der Garten des Priesterseminars als Refugium

Der Garten des Priesterseminars ist eines der wenigen innerstädtischen Grundstücke in Köln, die bis heute offenbar nie bebaut waren. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mutmaßlich seit 1758, befindet sich hier eine mehrfach umgestaltete Gartenanlage. Diese historische Entwicklung stellt im Zusammenhang mit seiner für die Innenstadt ungewöhnlichen Größe (20.000 qm) eine Erklärung dar, warum nur an diesem Platz in der Stadt der bis zu drei cm große flugunfähige Goldlaufkäfer beobachtet wurde. Sonst kommt er nur am Stadtrand in Gärten oder auf freien Flächen wie den Feldern vor. Vermutlich lebt dieser Käfer bereits sehr lange in diesem innerstädtischen Garten, da diese Art den Garten nur „zu Fuß“ erreichen kann. Er ist in seiner Besiedelungsart vergleichbar mit Lebensräumen am Stadtrand.

An elf verschiedenen Standorten, teils in der Innenstadt, teils am Stadtrand, bestimmte die Kölner Zoologin die Artenvielfalt. Darunter finden sich in der Innenstadt auch Plätze wie der Innenhof des Regierungspräsidiums und der Garten der Kaufhofverwaltung. Das Artenspektrum an diesen Orten ist eher gering. Trotzdem sind für einige wenige Spezies wie z.B. den Eilkäfer und den Ahlenläufer genügend Ressourcen vorhanden, um ihm dort ein Überleben zu ermöglichen.

Diese Vertreter sind besser an die in der Stadt herrschende Trockenheit angepasst und haben eine geringere Körpergröße als andere Arten, die in Stadtrandgebieten vorkommen. Insgesamt nimmt die Artenvielfalt der gefundenen Insekten mit zunehmender Entfernung vom Dom und damit der Innenstadt zu. Am Stadtrand finden sich auch solche Laufkäfer, die weitgehend flugunfähig sind und es deshalb schwer haben, abgegrenzte Biotope in der Innenstadt zu erreichen.

Die Erhaltung zahlreicher innerstädtischer Grünflächen, sowie deren reichhaltige Gestaltung sind nach Ansicht der Kölner Zoologin aus ökologischer Sicht unerlässlich. Grünanlagen in der Innenstadt sind wichtige Biotope zur nachhaltigen Entwicklung und Förderung einer artenreichen Fauna. Der Erhalt ursprünglicher Lebensräume in der Stadt wie den Garten des Priesterseminars ist ein sinnvolles Ziel, um ursprüngliche Lebensräume gegen den innerstädtischen Bebauungsdruck weiterhin zu bewahren.

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Gabriele Rutzen

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