Schwangerschaftstreffpunkt für Fledermäuse

Fledermaus-Mütter wissen genau, was gut für sie und ihre Jungen ist: Während der Trächtigkeit und in der Zeit des Säugens ihrer Jungen haben die Tiere einen erhöhten Mineralstoffbedarf. Den decken tropische früchtefressende Fledermäuse gezielt durch den Besuch von „Salzlecken“ im Regenwald – Wasserstellen mit besonders mineralstoffreichem Wasser oder Salzablagerungen.

Das zeigt eine Studie von Dr. Christian Voigt und Kollegen in Ecuador. Das Team um den Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung zieht aus dem Ergebnis weit reichende Schlüsse: Da früchtefressende Fledermäuse in tropischen Regenwäldern eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Samen spielen, komme den Salzlecken eine große Bedeutung für die pflanzliche Artenvielfalt zu. Die Studie ist in der „online“-Zeitschrift Research Letters in Ecology erschienen.

Die Forscher fingen für ihre Untersuchung Fledermäuse an Salzlecken und an anderen zufällig ausgewählten Standorten im ecuadorianischen Regenwald. Dabei zeigte sich, dass deutlich mehr Weibchen an Salzlecken gefunden wurden als Männchen. Nahezu alle gefangenen Weibchen waren entweder trächtig oder hatten säugende Jungen. Und bei den meisten Flattertieren an den Salzlecken handelte es sich um früchtefressende Fledermäuse.

Die Wissenschaftler folgern daraus, dass die Fledermäuse gezielt mineralstoffreiches Wasser oder Lehm zu sich nehmen, um die eigene Milchproduktion zu erhöhen und das Knochenwachstum der Jungen zu fördern. In den Regenwäldern des Amazonasgebietes in Südamerika sind die Böden generell mineralstoffarm, Pflanzenfresser haben es daher besonders schwer, die nötigen Spurenelemente wie beispielsweise Kalzium zu sich zu nehmen. Übrigens sind auch Menschen auf die Idee gekommen, ihren Mineralienbedarf so zu decken. „Ureinwohner aus Südamerika oder Afrika konsumieren Lehm von so genannten Mineral- oder Salzleckstellen während der Schwangerschaft“, berichtet Voigt. Zum Teil werde dieser Lehm auf Märkten verkauft.

Der hohe Anteil von früchtefressenden Fledermäusen an Salzlecken hat nach Ansicht von Christian Voigt noch einen weiteren wichtigen Effekt: „Diese Wasserstellen erfüllen eine wichtige Funktion in der Ökologie der Regenwälder.“ Als Mineralienquelle für die Fortpflanzung samenverbreitender Fledermäuse wirken sich Salzlecken positiv auf die Populationsdichte der Fledermäuse aus und dies könnte die pflanzliche Artenvielfalt im Regenwald durch vermehrte Samenverbreitung erheblich beeinflussen.

Für weitere Information kontaktieren sie bitte Dr. Christian C. Voigt (voigt@izw-berlin.de)

Media Contact

Josef Zens Forschungsverbund Berlin e.V.

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer