Alleskleber in der Zelle: Ubiquitin als wichtiger Baustein der Immunantwort

Eine Studie unter Federführung der Nachwuchsgruppe von Dr. Daniel Krappmann (GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Institut für Toxikologie) in Zusammenarbeit mit Dr. Jürgen Ruland (TU München) und Dr. Claus Scheidereit (Max-Delbrück-Centrum, Berlin) deckte nun auf, dass die Ubiquitinierung auch für die Aktivierung der Immunantwort eine wesentliche Rolle spielt. (EMBO J. AOP, 18.10.2007).

Die erlernte Immunantwort wird durch die spezifische Erkennung von Fremdstoffen (Antigenen) durch auf weißen Blutzellen (Lymphozyten) sitzende Rezeptormoleküle ausgelöst. Für die Aktivierung der Lymphozyten sind zelluläre Signalwege verantwortlich. Krappmann und Mitarbeiter konnten nun erstmals nachweisen, dass in einer Untergruppe der Lymphozyten, den T-Zellen, nach Antigen-Stimulation Ubiquitine an das Protein Malt1 angeheftet werden. Malt1 ist Teil eines wichtigen zellulären Schalterkomplexes, dem so genannten CBM (Carma1-Bcl10-Malt1) Komplex, der eine zentrale Rolle bei der Aktivierung der Immunabwehr spielt. Mittels biochemischer, molekularbiologischer und genetischer Untersuchungen gelang es den Wissenschaftlern nachzuweisen, dass die Ubiquitinierung von Malt1 einen entscheidenden Beitrag zur Aktivierung der T Zellen leistet.

„Mechanistisch wirkt Ubiquitin hierbei gewissermaßen wie ein Allzweckleber, der es schafft unterschiedliche Proteinkomponenten in der Zelle in räumliche Nähe zu bringen“, erläutert Krappmann, „aber im Vergleich zu konventionellen Klebstoffen hat die Ubiquitinierung einen entscheidenden Vorteil: Sie ist reversibel, d.h. die Bindungen können wieder aufgelöst werden“.

Dieser Prozess der De-Ubiquitinierung geschieht in der Zelle fortlaufend, und kann somit dazu beitragen, eine übermäßige Aktivierung der T Zellen zu verhindern. Die dauerhafte Aktivierung von Lymphozyten ist verantwortlich für viele chronische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder auch für die Entstehung von Lymphomen. Zukünftige Studien sollen nun den Status der Malt1 Ubiquitinierung unter pathologischen Bedingungen, wie etwa in Malt1 abhängigen Lymphomen, beleuchten. Die Forscher hoffen, dadurch das Potential des Ubiquitin Systems als Ziel neuer therapeutischer Ansätze zeigen zu können.

Publikation:

Oeckinghaus, A., Wegener, E, Welteke, V., Ferch, U., Çöl Arslan, S., Ruland, J., Scheidereit, C. and Krappmann, D. (2007) Malt1 ubiquitination triggers IKK/NF-?B signalling upon T cell activation. EMBO J.; AOP; 18th of Oct. 2007; doi: 10.1038/sj.emboj.7601897

Kontakt:

GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit
Kommunikation
Tel: +49 (0)89-3187-2460, Fax 089/3187-3324
E-Mail: oea@gsf.de

Media Contact

Michael van den Heuvel idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer