Mehr Sicherheit für Hochdruck-Patienten

Bluthochdruck und seine Folgen sind in den westlichen Industrieländern die Todesursache Nr. 1. Um sie zu behandeln, gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, unter anderem eine Arznei namens Nifedipin. Sie blockiert die Kalzium-Kanäle an den Gefäßen und senkt so den Blutdruck.

Doch nicht nur das, wie Carolin Zwadlo während ihrer Doktorarbeit unter der Leitung von Professor Dr. Jürgen Borlak am Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover herausfand: „Bisher ging man davon aus, dass das Medikament nur über Veränderungen an den Gefäßen wirkt. Das Herz, so die Lehrmeinung, stellt keinen direkten Angriffspunkt des Medikamentes dar“, sagt Zwadlo.

„Wie meine Untersuchungen zeigen, stimmt das allerdings nur für ein gesundes Herz. Bei Tieren, die an Bluthochdruck leiden, verändert Nifedipin die genetischen Informationen zur Bildung von Transportproteinen.“ Durch Transportproteine lassen sich die verschiedenen Ionen in die Zellen transportieren. So wird das natürliche Gleichgewicht der Zelle aufrecht erhalten und eine Kontraktion der Zelle ermöglicht.

Diese Veränderungen am Herzen sind nicht unbedingt zum Guten des Patienten: Zwadlo verglich die Muster der an- und abgeschalteten Gene von Tierherzen, die durch Nifedipin verändert wurden, mit den Mustern, die in erkrankten menschlichen Herzen gefunden wurden. „Dabei zeigt sich eine überraschende Übereinstimmung, was vermuten lässt, dass Nifedipin unerwünschte Wirkungen am Herzen entfalten kann. Zum Schutz der Patienten sollte deshalb der langfristige Einsatz dieses Wirkstoffes kritisch hinterfragt werden.“

Ein weiteres wesentliches Ergebnis ihrer Doktorarbeit ist die Erkenntnis, dass Nifedipin am gesunden Herzen – im Gegensatz zum kranken – zu keiner Veränderung führt. „Allgemein wird die Sicherheit von Medikamenten an gesunden Tieren geprüft. Die Ergebnisse lassen sich deshalb nicht immer übertragen“, so die Wissenschaftlerin. Für ihre Doktorarbeit wurde die Forscherin mit dem 1. Hugo-Geiger-Preis ausgezeichnet, der mit 3 000 Euro dotiert ist.

Einen möglichen Grund für die negativen Folgen einer Langzeittherapie mit Nifedipin sieht Zwadlo in den unterschiedlichen Wirkungen von Nifedipin im gesunden und erkrankten Herzen. Warum diese Veränderungen jedoch nur am kranken Herzen auftreten, am gesunden hingegen nicht, können die Forscher bislang noch nicht erklären.

Media Contact

Dr. Janine Drexler idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Erstmals 6G-Mobilfunk in Alpen getestet

Forschende der Universität Stuttgart erzielen leistungsstärkste Verbindung. Notrufe selbst in entlegenen Gegenden absetzen und dabei hohe Datenmengen in Echtzeit übertragen? Das soll möglich werden mit der sechsten Mobilfunkgeneration – kurz…

Neues Sensornetzwerk registriert ungewöhnliches Schwarmbeben im Vogtland

Das soeben fertig installierte Überwachungsnetz aus seismischen Sensoren in Bohrlöchern zeichnete Tausende Erdbebensignale auf – ein einzigartiger Datensatz zur Erforschung der Ursache von Schwarmbeben. Seit dem 20. März registriert ein…

Bestandsmanagement optimieren

Crateflow ermöglicht präzise KI-basierte Nachfrageprognosen. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen liegt darin, Über- und Unterbestände zu kontrollieren und Lieferketten störungsresistent zu gestalten. Dabei helfen Nachfrage-Prognosen, die Faktoren wie Lagerbestände, Bestellmengen,…

Partner & Förderer