Mütter investieren mehr in den Nachwuchs, wenn der Partner attraktiv ist

Adeline Loyau, Michel Saint Jalme, Robert Mauget und Gabriele Sorci vom Nationalmuseum für Naturgeschichte und vom Labor für Evolutionsparasitologie in Paris untersuchten das mütterliche Investment bei Pfauen (Pavo cristatus). Die Idee für das Experiment folgte von einer Studie Marion Petries, die 1994 gezeigt hatte, dass der Nachwuchs von Pfauenhennen mit farbenreicheren Pfauenmännchen schneller wuchs und bessere Überlebenschancen hatte. Zu dieser Zeit wurden solche Ergebnisse durch das Weitergeben „guter Gene“ vom Vater an die Kinder interpretiert. „Inzwischen wissen wir aber, dass die Energie, die die Mutter für die Eiproduktion und besonders für die Verteilung von Ressourcen wie Proteinen, Fetten, Abwehrstoffen oder Testosteron aufwendet, entscheidend das Wachstum des Nachwuchses und dessen Überlebenschancen beeinflusst“, sagt Adeline Loyau vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, die diese Studie während ihrer Promotion in Frankreich durchführte.

Adeline Loyau und ihre Kollegen paarten Pfauenweibchen mit Männchen, deren prächtiges Federrad unterschiedliche viele Pfauenaugen besaß. Von diesem Merkmal ist bekannt, dass es ein Attraktivitätsmerkmal für die Weibchen darstellt. Anschließend sammelten sie die Eier ein, bestimmten deren Volumen und bebrüteten sie in einem Brutautomat. Sie werteten den Testosterongehalt von jeweils zwei befruchteten Eiern pro Männchen und von allen unbefruchteten Eiern aus. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Weibchen, die sich mit farbenprächtigeren Männchen gepaart hatten, mehr Energie für die Reproduktion aufwendeten. Diese legten größere Eier mit mehr Testosteron. Diese Weibchen erhöhten dadurch die Entwicklungschancen ihres Nachwuchses, da grössere und testosteron-reichere Eier den Bruterfolg, das Kükenwachstum, die Mobilität, die Überlebensrate, aber auch den späteren sozialen Rang und die Attraktivität positiv beeinflussen.

Wenn die Verteilung der Ressourcen auf die Eier von so großer Bedeutung für den Nachwuchs ist, dann verwundert es vielleicht, dass die Mütter nicht das Maximum in jedes ihrer Eier investieren. „Die gesamte Energie, die ein Weibchen in ihrem Leben geben kann, ist begrenzt“, erklärt Adeline Loyau. „Deshalb muss sie sparsam sein bis sie einen großen Nutzen von ihrem Aufwand erwarten kann. In einem vorausgegangenen Experiment zeigten wir, dass attraktive Männchen auch über eine bessere Gesundheit und ein besseres Immunsystem verfügen. Deshalb versprechen sich die Weibchen von solchen Männchen attraktiven Nachwuchs mit hohen Überlebenschancen. Unsere Resultate zeigen, dass diese Pfauenweibchen durch Kücken mit guten väterlichen Genen und hohem mütterlichen Aufwand alles auf eine Karte setzen“, schlussfolgert Adeline Loyau.

Tilo Arnhold

Publikation:
Adeline Loyau, Michel Saint Jalme, Robert Mauget and Gabriele Sorci:
„Male sexual attractiveness affects the investment of maternal resources into the eggs in peafowl (Pavo cristatus)“
Behavioral Ecology and Sociobiology, Volume 61, Number 7 / 2007, 1043-1052
DOI 10.1007/s00265-006-0337-3
http://www.springerlink.com/content/u076231t7642/
Links:
http://www.adeline-loyau.net/
http://en.wikipedia.org/wiki/Peacock
http://de.wikipedia.org/wiki/Blauer_Pfau
http://parasito-evolutive.snv.jussieu.fr/
http://www.mnhn.fr/
Weitere Informationen:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Dr. Adeline Loyau, Department Naturschutzforschung
Tel.: +49-341-235-3282
http://www.ufz.de/index.php?en=1868
http://www.adeline-loyau.net
Tilo Arnhold / Doris Böhme, Pressestelle
Tel. +49-341-235-2278
E-mail: presse@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?de=640
Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ wurde 1991 gegründet und beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle/S. und Magdeburg rund 800 Mitarbeiter. Es erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften, insbesondere dicht besiedelten städtischen und industriellen Ballungsräumen sowie naturnahen Landschaften. Die Wissenschaftler des UFZ entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.

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