Budapester Nashornbaby wächst und gedeiht – das erste Nashornbaby, das durch künstliche Befruchtung entstand

92 Kilo bringt es bereits auf die Waage. Wie prächtig das Nashornbaby gedeiht, davon überzeugen sich die Besucher des Budapester Zoos täglich selbst. Über einen Bildschirm im Nashornhaus können Neugierige das acht Wochen alte Nashornkalb beobachten. Das durch künstliche Befruchtung gezeugte Weibchen kam am 23. Januar im Budapester Zoo zur Welt; Geburtsgewicht: 58 Kilo. Der Züchtungserfolg geht auf Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zurück.

Für die Gewichtszunahme hat eine besondere Mixtur aus Kuhmilch, Wasser, Vitamintabletten und konzentrierten Milchproteinen gesorgt. Fünf Mal täglich füttern die Tierpfleger des Budapester Zoos das Nashornbaby mit der Flasche. „Die Nashornmutter Lulu war leider noch zu unerfahren, um das Baby anzunehmen“, sagt der Zootierarzt Viktor Molnár, der zusammen mit Endre Sós dem Tier auf die Welt half. Lulu habe ihren Nachwuchs anfangs freundlich aufgenommen, säugen wollte sie ihr Baby aber nicht. Das Füttern mit der Flasche klappte hingegen auf Anhieb. Gleich beim zweiten Versuch nuckelte das Nashornkalb, von der Mutter getrennt, an der Flasche.

Einen offiziellen Namen hat das kleine Nashorn noch nicht. Unter den Zoomitarbeitern kursiert aber ein Kosename. „Wir nennen sie Nati-Panni“, erzählt Victor Molnár. Der Name verbindet die südafrikanisch-ungarische Herkunft des Babys. Nati steht für die südafrikanische Provinz Kwazulu Natal. Die Nashornmutter ist dort geboren. Im alten Rom gehörte die heutige Fläche Ungarns zur römischen Provinz Pannonia. So entstand die Wortschöpfung Nati-Panni. Über den Rufnamen des Nashornbabys werden bald Kinder aus einem ungarischen Kinderdorf entscheiden. Sie dürfen Namen vorschlagen, die Zooverwaltung wird dann den besten unter den Vorschlägen auswählen.

An die frische Luft darf Nati-Panni noch nicht. Erst in ein paar Wochen wird das Kalb ins offene Gehege des Nashornhauses entlassen. „Für das Baby ist die Infektionsgefahr noch zu groß“, sagt Molnár, der das Tier täglich in der geschlossenen Behausung untersucht. Bald schon wird Nati-Panni eine Spielgefährtin bekommen: eine Ziege soll dem Nashornbaby Gesellschaft leisten.

Das weltweit erste durch künstliche Befruchtung gezeugte Nashornkalb hat die ersten Monate gut überstanden. Für die Reproduktionsexperten des IZW ist das ein großer Erfolg. Im September 2005 hatten sie die Besamung durchgeführt, nachdem die Nashornmutter Lulu nur vier Wochen zuvor ein totes Kalb zur Welt gebracht hatte. Lulu war bereits im Jahr 2004 erstmals erfolgreich mit einer speziell für das Nashorn entwickelten Methode künstlich besamt worden. Drei Wissenschaftler des IZW, Thomas Hildebrandt, Frank Göritz und Robert Hermes, hatten das Verfahren zur künstlichen Befruchtung beim Nashorn entwickelt. „Wir haben uns von der großen Enttäuschung nach der Totgeburt nicht entmutigen lassen“, sagte IZW-Veterinär Dr. Robert Hermes, „und haben sofort an eine erneute Besamung gedacht.“ Denn mit ihrer ersten Trächtigkeit hatte die schon 25 Jahre alte Lulu bewiesen, dass sie noch fruchtbar ist.

Der jetzige Erfolg des IZW-Teams um Dr. Thomas Hildebrandt gelang nur durch enge Zusammenarbeit mit Tierärzten verschiedener europäischer Institutionen und Ingenieuren. Hormonspezialist Prof. Franz Schwarzenberger und Wildtieranästhesist Dr. Chris Walzer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die Chirurgiemechanikfirma A. Schnorrenberg aus Berlin und die Medizintechnikfirma General Electric (GE) leisteten einen wesentlichen Beitrag zu diesem entscheidenden Durchbruch nach siebenjähriger Forschungsarbeit.

Die Forscher hoffen, die künstliche Besamung nun auch bei Nördlichen Breitmaulnashörnern (Ceratotherium simum cottoni) einsetzen zu können, einer der seltensten Tierarten auf unserer Erde. Von dieser Breitmaulnashorn- Unterart gibt es noch 4 Exemplare in freier Wildbahn und lediglich 5 zuchtfähige Tiere in Menschenhand. Der Einsatz der künstlichen Besamung könnte helfen, das Überleben dieser hoch bedrohten Tiere in menschlicher Obhut zu sichern.

Autorin: Tania Greiner

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Josef Zens idw

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