Auch Warane gebären jungfräulich

Eine weihnachtliche Sensationsmeldung von der britischen Insel lässt aufhorchen: Im Zoo von Chester steht ein Komodo-Waran-Weibchen knapp davor, acht Junge zur Welt zu bringen. Das besondere daran ist, dass das Tier keinen Sex mit einem Männchen hatte. Eine ähnliche Geschichte berichten Forscher vom London Zoo, in dem vor wenigen Monaten jungfräulich empfangene Junge zur Welt gekommen waren, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Die Parthenogenese – so nennen Forscher die Jungfernzeugung – ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung. Dabei entstehen die Nachkommen aus unbefruchteten Eiern der Mutter. „Die Parthenogenese ist bei Wirbeltieren generell nicht sehr häufig anzutreffen“, so der Herpetologie-Experte Hans-Konrad Nettmann vom Institut für Ökologie und Evolutionsbiologie an der Universität Bremen gegenüber pressetext. Bei Säugetieren sei das nicht mehr möglich, von einigen Reptilien, hier vor allem bei Echsen sei das allerdings durchaus bekannt. „Vor allem bei Tieren in der Gefangenschaft ist in verschiedenen systematischen Gruppen damit zu rechnen“, erklärt der Experte. Allerdings sei ihm bis dato kein Fall der Parthenogenese beim Komodo-Waran bekannt, meint der Forscher.

Um die eigengeschlechtliche Fortpflanzung wissenschaftlich zu untersuchen, hatten die Forscher um Phillip Watts von der University of Liverpool die Jungen im Londoner Zoo genetisch untersucht. Die Ergebnisse waren sehr interessant, denn die Nachkommen waren nicht Klone der Mutter, obwohl der genetische Aufbau der Embryos mit dem der Mutter übereinstimmt. Die Entdeckung ist jedenfalls sehr wichtig, da die Forscher nun verstehen, wie Reptilien neue Gebiete kolonisieren können. „Ein weiblicher Waran könnte theoretisch auf eine Insel schwimmen und dort eine völlig neue Population gründen. Die Genetik der Selbstbefruchtung der Echsen würde bedeuten, dass alle ihre Jungen männlich sind. Diese würden aufwachsen, um ihre eigene Mutter zu befruchten. Daher könnte es nach einer Generation eine Population auf der Insel geben, die sich normal reproduzieren könnte“, meint der Co-Autor Kevin Buley vom Zoo in Chester.

Die Komodo-Warane (Varanus komodoensis) sind mit einer Körperlänge von mehr als drei Metern die größten lebenden Echsen. Ihr Vorkommen ist auf wenige Inseln der indonesischen Sunda-Gruppe beschränkt. Die bis zu 130 Kilogramm schweren, sehr lebhaften Echsen ernähren sich in erster Linie von Aas, machen aber auch auf kleine Säugetiere Jagd. Durch die zunehmende Besiedlung der Inseln wurde das Lebensgebiet der Warane immer kleiner. Zum Schutz der seltenen Echsen wurde der 600 Quadratkilometer große Komodo-Nationalpark geschaffen, der 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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