Extrem erhöhtes Krebspotenzial von Rapsöl als Kraftstoff

Untersuchungen von Dr. Jürgen Bünger, Arbeitsmediziner am BGFA, und seinen Kollegen der Universität Göttingen, der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft und der Hochschule Coburg zeigten bereits: Das Krebspotenzial der Abgase von Rapsöl als Kraftstoff ist gegenüber herkömmlichem Diesel um das Zehnfache erhöht. Jetzt fanden sie heraus, dass ein „weiterentwickeltes“, in der Stoffbeschaffenheit geändertes Rapsöl ein noch schlechteres Ergebnis erzielt.

Im ersten Teil der Untersuchungen verglichen die Wissenschaftler um Dr. Jürgen Bünger, Arbeitsmediziner am Berufsgenossenschaftlichen Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin in Bochum, die Emissionen eines LkW-Dieselmotors beim Betrieb von Mineralöldiesel, Biodiesel und Rapsöl auf ihre erbsubstanzschädigende Wirkung hin. Diese ist indirekt auch ein Maß für das Krebspotenzial der Abgase. Während das Krebspotenzial bei der Verbrennung von Diesel und Biodiesel auf einem gleich niedrigen Niveau lag, war das von Rapsöl um das Zehnfache erhöht. Die Wissenschaftler vermuteten den Grund in der hohen Viskosität von Rapsöl.

In einem weiteren Versuch testeten sie ein weiterentwickeltes Rapsöl, das weniger zähflüssig ist. Das Ergebnis war überraschend: Das Krebspotenzial dieser Sorte lag sogar um das 30-fache über dem Niveau von Diesel und Biodiesel. „Ein völlig unerwarteter Effekt“, meint Dr. Jürgen Bünger, „ausschlaggebend scheint also nicht die Viskosität von Rapsöl zu sein“. Was nun für das erhöhte Krebspotenzial verantwortlich ist, erarbeiten die Wissenschaftler in einem weiteren Projekt. In diese Arbeit werden Ingenieure, Ärzte und Chemiker eingebunden, um die vermutlich sehr komplexen Zusammenhänge zu klären.

Fest steht: Durch die Verwendung von Rapsöl als Kraftstoff sind vor allem Arbeitnehmer wie Berufskraftfahrer gesundheitlich gefährdet, die täglich den Emissionen ausgesetzt sind. Generell sind aber auch Arbeitsplätze betroffen, an denen Dieselmotoren unter einer Überdachung, in Hallen oder unter Tage genutzt werden. Dort atmen die Beschäftigten die Abgase direkt ein.

Die Untersuchungen zeigen: Auch Bioprodukte müssen auf ihre Gesundheitsrisiken untersucht werden.

Media Contact

Vicki Marschall idw

Weitere Informationen:

http://www.bgfa.de

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