Gentest erleichtert Entscheidung über Chemotherapie

Chips ermitteln Aktivitätsmuster von Genen entnommener Krebszellen

Forscher des US-Pharmakonzerns Rosetta Inpharmatics und des Netherlands Cancer Institutes haben einen Gentest mit Tumorgewebe entwickelt, der feststellt, ob und wie Brustkrebspatientinnen nach einer Operation mit einer Chemotherapie behandelt werden sollten. Anhand der Genexpression wird dabei ermittelt, ob der Tumor im Körper bereits Tochtergeschwülste, so genannte Metastasen, gebildet hat, so ein Bericht in der aktuellen Online-Ausgabe des Fachmagazins Nature (Vol. 415, S. 530-536). Bisher erfolgte die Nachbehandlung nach Brustkrebsoperationen durch eine Hormon- oder Chemotherapie, die allerdings mit Nebenwirkungen in Verbindung steht. Als Entscheidungshilfen werden laut Forschern derzeit relativ unzuverlässige klinische Merkmale herangezogen.

„Mit den Befunden des Gentests bietet sich eine Strategie an, mit der jene Patientinnen ausgewählt werden können, die von einer zusätzlichen Therapie profitieren würden“, so die Wissenschaftler. Stephen Friend von Rosetta Inpharmatics und Laura van’t Veer vom Netherlands Cancer Institute analysierten Tumorgewebe von rund 100 Brustkrebspatientinnen. Davon entwickelte ein Teil innerhalb von fünf Jahren postoperativ Metastasen, der andere Teil blieb krebsfrei. Mit so genannten Gen-Chips ermittelten die Wissenschaftler das Aktivitätsmuster von rund 5.000 Genen der entnommenen Krebszellen. Es zeigte sich, dass die erhaltenen für jeden Tumor typischen Genprofile mit dem Krankheitsverlauf übereinstimmten. Das bedeutet, dass sich mit dem Aktivitätsmuster der Gene erkennen lässt, ob der Tumor aggressiv ist und Metastasen bildet.

Gen-Chips bestehen aus Glasplättchen, auf denen dichtgedrängt Tausende von Genabschnitten fixiert sind. Mit diesen lässt sich der Aktivitätszustand der entsprechenden Gene in einer biologischen Probe nachweisen. Gen-Chips sind allerdings teuer und könnten für eine Untersuchung in großem Ausmaß nicht geeignet sein, zweifelt der Genetiker Samual Aparicio von der University of Cambridge. Hinzu komme, dass das Team bereits die Prognose kannte. Bevor Gen-Chips Einzug in Kliniken halten werden, müssen demnach noch umfangreichere Studien mit erst kürzlich diagnostiziertem Brustkrebs stattfinden.

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Sandra Standhartinger pte.monitor

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