Rettung von Nervenzellen bei Neurodegenerativen Erkrankungen

Das berichtete Professor Robert Korneluk von der Universität von Ottawa, Kanada, auf der internationalen Konferenz „Neurodegenerative Diseases: Molecular Mechanisms in a Functional Genomics Framework“ im Max Delbrück Communications Center (MDC.C) in Berlin. Er und seine Mitarbeiter konnten das für neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und eine erbliche Netzhauterkrankung, die Retinitis pigmentosa, in Tierversuchen zeigen.

Bei einer Reihe neurodegenerativer Erkrankungen gehen die Nervenzellen allmählich zugrunde, was zu schweren Bewegungsstörungen, geistigem Verfall und schließlich zum Tode führt. Die Apoptose ist ein Zellschutzprogramm, das es defekten Zellen ermöglicht, Selbstmord zu begehen, und damit den Organismus als Ganzes zu schützen.

In Krebszellen ist dieses Programm gestört, weshalb sie unaufhörlich wachsen und sich teilen. Krebsforscher versuchen deshalb, dieses Programm in den Krebszellen wiederherzustellen und sie damit in den Selbstmord zu treiben.

Vor zehn Jahren hatte Professor Korneluk, Facharzt für Kinderkrankheiten und Forscher am Apoptosis Research Centre at the Children`s Hospital of Eastern Ontario Research Institute in Ottawa, eine Genfamilie entdeckt, die die Apoptose reguliert. Sie werden kurz IAP Gene genannt, die engl. Abkürzung steht für Inhibitors Apoptosis (IAP), also Gene die die Apoptose hemmen.

„IAP-Gene haben sich seit Urzeiten erhalten und sind vom Insekt bis hin zum Menschen zu finden“, sagte Dr. Korneluk in Berlin. „Ihre Proteine unterdrücken den programmierten Zelltod sehr wirksam.““Sie binden und blockieren damit die Schlüsselenzyme, die so genannten Caspasen. Diese Enzyme lösen den programmierten Zelltod aus und sind damit für das Schicksal einer Zelle entscheidend“. „Die IAPs sind die einzig bekannten körpereigenen Moleküle, die die Caspasen blockieren. Caspasen lösen nicht nur die Apoptose aus, sondern führen auch die Kaskade des programmierten Zelltods ganz entscheidend weiter“, sagte er in Berlin.

„Wurde die Proteinproduktion der IAP-Gene erhöht, waren die Zellen vor dem Untergang geschützt“, sagte Professor Korneluk. „So konnten wir zum Beispiel im Tierversuch zeigen, dass durch Erhöhung der Aktivität der IAP-Gene mit Hilfe eines gentherapeutischen Ansatzes die Tiere vor Parkinson, Retinitis pigmentosa (RP), einer ererbten Erkrankung der Netzhaut, und Schlaganfall geschützt waren.“

Professor Korneluk vertrat deshalb die Ansicht, dass es sehr wirksam sein könnte, die Aktivität der IAP-Gene in Nervenzellen, die von einer neurodegenerativen Erkrankung bedroht sind, zu erhöhen.

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