Schneller, kleiner, preiswerter : Jenaer Biochip-Initiative geht an den Start

Das Projekt ist als Sieger aus dem „InnoProfile-Wettbewerb“ hervorgegangen, mit dem das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gezielt lokale Bündnisse aus Unternehmen und Wissenschaft fördert, die das Wirtschaftswachstum der Region stärken. Die Jenaer Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Institutes für Physikalische Hochtechnologie (IPHT) unter der Leitung des Physikochemikers Prof. Dr. Jürgen Popp setzten sich neben weiteren 17 InnoProfile-Initiativen gegen 113 Mitbewerber durch.

Nicole Burckardt vom BMBF betonte in ihrem Grußwort, dass die Jenaer BioChip-Initiative alle Kriterien erfüllt habe, weshalb das Ministerium in nächsten vier Jahren rund zwei Millionen Euro zur Verfügung stellt.

Kern des neuen Projekts ist eine Nachwuchsforschergruppe, die am IPHT angesiedelt ist und von dem Biochemiker Dr. Robert Möller geleitet und durch Prof. Popp als „Mentor“ betreut wird. Die Biochip-Technik ist für die Bearbeitung sehr vieler biologischer Proben in kurzer Zeit bereits in Speziallabors etabliert. Beispiele aus der Forschung und der klinischen Praxis gaben bei der heutigen Veranstaltung Prof. Dr. Frank Bier, Biochip-Spezialist vom Potsdamer Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik und Prof. Dr. Cornelius Knabbe vom Robert-Bosch-.Krankenhaus in Stuttgart. Biochips ermöglichen es zum Beispiel festzustellen, ob Bakterien Gene in sich tragen, die sie gegen die Behandlung mit bestimmten Antibiotika resistent machen oder ob eine Maispflanze genmanipuliert ist oder nicht. Wie Robert Möller in seiner Vorstellung des Projektes erläuterte, bestehen die Nachteile aber in der aufwendigen Probenvorbereitung und der Größe der Geräte. „Für den einfachen Arzt, der die optimale Therapie für seinen Patienten sucht, oder den Landwirt, der seine Pflanzen kontrollieren möchte, sind die Anschaffung und die Beschäftigung von speziell ausgebildetem Personal zu teuer“. Möller will daher mit seinem Team in den nächsten vier Jahren kleine, kompakte Geräte entwickeln, die Probenaufbereitung und -auswertung in einem erledigen können. „Damit wird die Biochip-Technologie auch in der Lebensmittelüberwachung Einzug halten, um zum Beispiel so genanntes Gammelfleisch von frischem unterscheiden zu können“, so Möller.

Um dies zu erreichen, werden die Wissenschaftler eng mit Firmen wie Analytik Jena, Dyomics, Clondiag und Beutenberg Diagnostics, aber auch mit Unternehmen aus Erfurt, Halle und Bad Köstritz zusammenarbeiten und deren Erfahrungen auf dem Biotechnologiemarkt nutzen. „So kann die Region vom wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, aber auch von der wirtschaftlichen Wertschöpfung profitieren“, freut sich Physikochemiker Popp. Auch die Vertreterin des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Arbeit, Dr. Ute Zopf, begrüßte diese enge Zusammenarbeit: „Den Aufwand für Forschung und Entwicklung können kleine Unternehmen, wie sie in Thüringen in der Mehrzahl sind, nicht alleine tragen.“ Kooperationen wie die in der JBCI geplanten seien deshalb auch dem Land hochwillkommen. Die Zusammenarbeit soll unter anderem durch einen intensiven Personalaustausch zwischen den beteiligten Firmen und der Nachwuchsforschergruppe sowie industrielle Weiterbildungsangebote vorangetrieben werden. Auch damit werden Jürgen Popp und sein Team eine Anforderung des BMBF erfüllen, nämlich die passgenaue Ausbildung von Fachkräften aus der Region für die Region. Der neue Bürgermeister der Stadt Jena, Dr. Albrecht Schröter, sieht, wie er in seinem Grußwort betonte, die Initiative deshalb als einen „starken Motor für die Region“ an und als einen weiteren Beweis dafür, dass Jena als Hochtechnologiestandort mit langer Tradition nach wie vor „kluge Köpfe“ hervorbringe.

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