Expertengruppe unter Beteiligung der Universität Stuttgart untersucht Einstellungen zu Gentechnik und Stammzellenforschung

Gentechnik und insbesondere die Stammzellenforschung werden überall in Europa kontrovers diskutiert. Doch die Zustimmung steigt. Dies zeigen die Ergebnisse des aktuellen „Eurobarometers“, die am 22. Juni in Brüssel vorgestellt wurden. In der bereits zum sechsten Mal durchgeführten Repräsentativerhebung zur Wahrnehmung der Gentechnik und ihrer Anwendungen wurden mehr als 25.000 Personen in allen Ländern der Europäischen Union befragt. Koordiniert wird die Untersuchung durch eine internationale Expertengruppe, der mit Dr. Jürgen Hampel von der Abteilung für Technik- und Umweltsoziologie (Prof. Ortwin Renn) auch ein Wissenschaftler der Universität Stuttgart angehört.

In den 1990er-Jahren ging die Zustimmung zu Biotechnologie und Gentechnik kontinuierlich zurück und erreichte 1999 einen Tiefstwert von 41 Prozent. Nach den Ergebnissen der aktuellen Befragungsrunde zeichnet sich nun eine Trendwende ab. So trauten im Jahr 2005 erstmals 52 Prozent der Befragten der Bio- und Gentechnologie positive Auswirkungen auf das eigene Leben zu. Gleichzeitig erwarten nur noch 13 Prozent negative Auswirkungen auf das eigene Leben. Dabei liegt der Anteil der Optimisten in Ländern wie Malta, Estland, Spanien, Zypern und Schweden bei über 70 Prozent. Deutschland rangiert mit 33 Prozent eher am unteren Ende der Skala.

Ethisches Dilemma

Pragmatisch zeigen sich die Europäer bei der Stammzellenforschung und hier insbesondere auch bei der sehr umstrittenen embryonalen Stammzellenforschung. 59 Prozent stimmen ihr grundsätzlich zu, nur neun Prozent lehnen diese Anwendung generell ab. Die Möglichkeit, die bei einem generellen Verbot der Stammzellenforschung Ausnahmen zulässt, befürworten 17 Prozent der Europäer. Die Zustimmung zur Forschung mit adulten Stammzellen ist nur unwesentlich größer. Dabei signalisieren die Zahlen ein ethisches Dilemma: Auf der einen Seite halten es 41 Prozent der Europäer für falsch, menschliche Embryos in der medizinischen Forschung zu verwenden. Andererseits stimmen 53 Prozent der Aussage zu, dass es eine Pflicht gibt, Forschung zu erlauben, wenn dies die Entwicklung bedeutender neuer Behandlungen ermöglicht.

Nach wie vor groß ist die Skepsis bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Nur ein Drittel der Europäer akzeptiert derartige Eingriffe in die Lebensmittelproduktion. Deutschland liegt mit einem Zustimmungsgrad von 21 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt. Dagegen ist Bereitschaft, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu konsumieren, gestiegen. Als Gründe für einen möglichen Konsum werden positive Gesundheitseffekte und weniger Pestizidrückstände akzeptiert. Auf der anderen Seite wird in Deutschland sowie auch in Österreich, Griechenland, Ungarn, Lettland und Polen der Konsum gentechnisch veränderter Lebensmittel von mehr als 40 Prozent der Befragten generell abgelehnt.

Weitere Informationen bei Dr. Jürgen Hampel, Institut für Sozialwissenschaften, Abteilung Technik- und Umweltsoziologie, Tel: 0711/685-84293, e-mail juergen.hampel@sowi.uni-stuttgart.de

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Ursula Zitzler idw

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