Künstliche Peptide entsorgen Virusproteine in den zellulären Mülleimer

Peptid-Aptamere, die gegen Proteine von Hepatitis-B-Viren oder von krebserregenden humanen Papillomviren gerichtet sind, blockieren die Virusvermehrung bzw. -entwicklung. Sie bewirken, so zeigten zellbiologische Untersuchungen, dass die normalerweise im Zellplasma gelösten Virusproteine miteinander verklumpen. Die Zelle entsorgt diese Proteinaggregate daraufhin in spezielle Körperchen nahe dem Zellkern, die als Aggresomen bezeichnet werden. Mit diesen Endlagerstätten, so wird vermutet, schützt sich die Zelle vor der möglicherweise toxischen Wirkung defekter und verklumpter Proteine. Dieser Wirkmechanismus der Aptamere war bisher nicht bekannt.

Peptid-Aptamere bestehen aus rund 20 Eiweißbausteinen (Aminosäuren), die in ein Stützprotein integriert sind und dadurch in ihrer Struktur stabilisiert werden. Um Aptamere zu gewinnen, die präzise an ein bestimmtes Protein binden, lassen die Molekularbiologen nach dem Zufallsprinzip hergestellte Genbibliotheken in Hefezellen ablesen und in Peptide übersetzen. Mit dem Zielprotein als „Köder“ wird nach geeigneten Bindungspartnern gesucht.

Durch ihre Fähigkeit, die Funktion einzelner Proteine in der Zelle gezielt auszuschalten, gelten Aptamere als vielversprechende molekulare Werkzeuge. So wird mit geeigneten Peptiden geprüft, ob sich durch die Blockade wachstumsfördernder Proteine Krebszellen in ihrer Teilungsaktivität hemmen lassen. Durch gezieltes Ausschalten von Proteinen, deren Rolle bei der Krebsentstehung bisher noch nicht erforscht ist, lassen sich mögliche neue Angriffsziele für die Krebstherapie identifizieren.

Publikation: Evangelia Tomai, Karin Butz, Claudia Lohrey, Fritz von Weizsäcker, Hanswalter Zentgraf und Felix Hoppe-Seyler: Peptide-aptamer mediated inhibition of target proteins by sequestration into aggresomes. Journal of Biological Chemistry, 22. Mai 2006

Media Contact

Dr. Julia Rautenstrauch idw

Weitere Informationen:

http://www.dkfz.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern-befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer