Neue Theorie zur Evolution des Bittergeschmacks bei Mensch und Schimpanse

Bereits 1939 entdeckten Wissenschaftler, dass Menschen und Schimpansen den Bitterstoff Phenylthiocarbamid (PTC) in ähnlicher Weise wahrnehmen. Bei beiden Spezies gibt es in annähernd gleicher Verteilung Individuen, die entweder PTC schmecken oder nicht schmecken können. Bislang galt die Hypothese, dass die Unterschiede in der PTC-Geschmackswahrnehmung auf urzeitliche Genvarianten zurückzuführen sind, die Mensch und Affe von einem gemeinsamen Vorfahren erbten. Die heute in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studienergebnisse zeigen jedoch, dass die „Nicht-Schmecker“ beider Spezies Genvarianten besitzen, die sich völlig unabhängig voneinander und erst nach der evolutionären Aufspaltung in Mensch und Affe entwickelten. Damit ist die alte Hypothese widerlegt.

„Warum die Evolution die PTC-Nicht-Schmecker bei Menschen und Schimpansen unabhängig voneinander neu erfunden hat und welche Vorteile mit dieser Eigenschaft verbunden sind, wissen wir noch nicht. Die Aufklärung der zugrunde liegenden molekularen Mechanismen könnte aber auf lange Sicht gesehen dazu beitragen, den Einfluss von Bitterstoffen auf die menschliche Ernährung und Gesundheit besser zu verstehen.“ sagt Meyerhof, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik am DIfE.

Stephen Wooding, Bernd Bufe, Christina Grassi, Michael T. Howard, Anne C. Stone, Maribel Vazquez, Diane M. Dunn, Wolfgang Meyerhof, Robert B. Weiss & Michael J. Bamshad

Independent evolution of bitter-taste sensitivity in humans and chimpanzees. Nature 2006

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