Im Wettlauf gegen resistente Bakterien die Nase vorn behalten

Es werden immer wieder neue Antibiotika entwickelt, die als Wirkstoffe vor allem gegen bakterielle Krankheitserreger eingesetzt werden können. Doch treten bei den Krankheitserregern auch immer wieder neue Resistenzen auf, die sie gegen die Antibiotika unempfindlich machen. In diesem Wettlauf müssen die Forscher schnell sein. Da die Entwicklung neuer Wirkstoffe im Labor kompliziert und zeitaufwendig ist, lässt ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Prof. Lutz Heide vom Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen und Prof. Antony Maxwell vom John Innes Centre im britischen Norwich harmlose Bakterien für sich arbeiten: Streptomyces kommt natürlicherweise im Boden vor und produziert durch gentechnische Veränderungen neue Antibiotika, die möglicherweise gegen gefährliche Krankheitserreger wie zum Beispiel die multiresistenten Staphylococcus aureus-Bakterien (MRSA) eingesetzt werden könnten. Die MRSA-Bakterien können schwere Wundinfektionen, Lungenentzündungen und Sepsis hervorrufen. Ihre Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet haben die Tübinger Wissenschaftler Prof. Lutz Heide, Alessandra Eustaquio und Shu-Ming Li zusammen mit ihren Kollegen aus Norwich, Ruth H. Flatman und Anthony Maxwell, in der Fachzeitschrift der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie „Antimicrobial Agents and Chemotherapy“ veröffentlicht (Band 50, Ausgabe 4, Seiten 1136-1142).

Streptomyces-Bakterien stellen natürlicherweise Antibiotika her, um andere Bakterien im Boden abzutöten. Diese Antibiotika lassen sich oft nicht direkt als Medikamente beim Menschen einsetzen. Denn die Substanzen sind schlecht wasserlöslich und können daher nicht im Blutstrom des Körpers transportiert werden. Die Wissenschaftler haben zwei der natürlichen Antibiotika namens Novobiocin und Clorobiocin näher untersucht, um herauszufinden, welche Teile der Moleküle essenziell für die Wirkung gegen Bakterien sind. Sie wollen andere Teile der Moleküle variieren und hoffen, auf diese Weise Antibiotika entwerfen zu können, die gegen Krankheitserreger im menschlichen Körper aktiver sind und weniger Nebenwirkungen haben. Die Wirkung der Antibiotika Novobiocin und Clorobiocin beruht darauf, dass sie die richtige Verpackung des Erbguts in den Bakterienzellen verhindern. In menschlichen Zellen können sie keinen Schaden anrichten, weil die DNA dort auf andere Weise verstaut wird. Die Forscher sind zuversichtlich, dass sich diese Antibiotika durch gezielte Veränderungen in Zukunft gegen bakterielle Infektionen beim Menschen verwenden lassen.

Nähere Informationen:

Prof. Lutz Heide, Pharmazeutisches Institut, Auf der Morgenstelle 8, 72076 Tübingen, Tel.: (07071) 29-72460, heide@uni-tuebingen.de

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Michael Seifert idw

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