Dem Gehirn beim Denken zuschauen

An der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig wurde jetzt ein DFG-gefördertes Graduiertenkolleg eingerichtet, das sich mit der Funktion von Aufmerksamkeit bei kognitiven Prozessen beschäftigt.


Es ist Teil des Internationalen Promotionsprogramms „Von der Signalverarbeitung zum Verhalten“ und integriert acht Arbeitsgruppen aus der Universität und den Max-Planck-Instituten für Kognitions- und Neurowissenschaften sowie für Evolutionäre Anthropologie.

„Aufmerksamkeit bewirkt, dass wir bestimmte Reize schneller, intensiver und effektiver verarbeiten als andere.“, erklärt einer der betreuenden Wissenschaftler, Prof. Dr. Erich Schröger, vom Institut für Psychologie I der Universität Leipzig. „Es gibt eine Fülle von Angeboten aus der Umwelt und wir können nicht alle gleichzeitig und gleich gut aufnehmen.“ Die Wissenschaftler unterscheiden die willkürliche und die unwillkürliche Aufmerksamkeit und untersuchen die hirnphysiologischen Aktivitäten, die durch die besonderen Formen der Aufmerksamkeit provoziert werden. Bevorzugtes Instrumentarium ist dabei das Elektroenzephalogramm (EEG), „das sich gut dafür eignet, den Versuchspersonen beim Denken zuzuschauen.“, beschreibt Schröger die Methode. Aber auch andere bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRI) sowie Beobachtungsstudien mit Kindern und Erwachsenen werden genutzt, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen.

„Natürlich bedeutet beim Denken zuschauen nicht Gedanken lesen zu können.“, ergänzt Prof. Dr. Matthias Müller Direktor des Instituts für Psychologie I und ebenfalls betreuender Wissenschaftler. „Wir beobachten eher die Denkprozesse und ihre Intensität, also ob eine Person überhaupt auf Reize reagiert und wie intensiv sie es tut. Wir können nicht aus einem unbegrenzten Füllhorn von Aufmerksamkeit schöpfen, sondern Aufmerksamkeit ist begrenzt. Wie ihre limitierten Ressourcen bei welchen kognitiven Prozessen eingesetzt werden ist weitgehend unbekannt. Die Leipziger Forscher wollen dazu beitragen, das Geheimnis zu lüften. In ihren Arbeiten untersuchen deshalb die am Projekt beteiligten Doktoranden, welche Rolle willkürliche und unwillkürliche Aufmerksamkeit z.B. für das Erlernen einer Sprache spielt, wie sie unser Gedächtnis beeinflussen und unsere Handlungen kontrollieren.

Bisher sind beteiligt 16 Kollegiaten und 12 Wissenschaftler. Die Kollegiaten werden zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten angehalten. Eingeplant sind Aufenthalte an ausländischen Forschungsinstitutionen und Einbeziehung von renommierten Gastwissenschaftlern aus dem In- und Ausland. Bewerben können sich Studenten mit herausragenden Studienergebnissen aus Psychologie, Biologie, Linguistik und der Physik.

weitere Informationen:
Prof. Dr. Erich Schröger
Telefon: 0341 97-35960
E-Mail: schroger@uni-leipzig.de

Prof. Dr. Matthias Müller
Telefon: 0341 97-35960
E-Mail: m.mueller@uni-leipzig.de

Media Contact

Dr. Bärbel Adams idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer