Wenn die Knochen zuwenig Phosphat bekommen

Röntgenaufnahme der Wirbelsäule einer Osteoporose-Patientin: Etwa in der Bildmitte ist ein gebrochener Wirbelkörper zu sehen (heller dreieckiger Bereich). Bei manchen Osteoporose-Fällen ist die Konzentration des Proteins FGF23 erhöht - ein Zusammenhang, der an der Uni Würzburg erforscht wird.

Bei der Osteoporose und anderen Störungen des Knochen-Stoffwechsels scheint das Protein FGF23 eine Rolle zu spielen. Für ihre Forschung auf diesem Gebiet hat Regina Ebert (35) von der Uni Würzburg ein Stipendium der Elsbeth-Bonhoff-Stiftung (Berlin) erhalten, das mit 50.000 Euro dotiert ist.


Mit diesem Geld kann die promovierte Biologin am Lehrstuhl für Orthopädie ihre Studien zur Rolle des Phosphat-Stoffwechsels bei der Osteoporose weiter vorantreiben. Während die meisten Stoffwechselwege vollständig bekannt sind, kann man das vom Phosphat noch nicht behaupten. Doch in den vergangenen Jahren wurden auch hier Fortschritte erzielt, und zwar durch die molekulare Aufklärung seltener Erkrankungen.

Als Beispiel nennt Regina Ebert die „Onkogene Osteomalazie“. Diese Störung des Knochen-Stoffwechsels wird durch einen Tumor verursacht: „Die Krebszellen produzieren verstärkt ein Protein, nämlich den Wachstumsfaktor FGF23. Das hat zur Folge, dass über die Niere vermehrt Phosphat ausgeschieden wird.“ Für die Knochen ist das schlecht, denn sie enthalten viel Phosphat und verdanken diesem Mineral in Verbindung mit Kalzium ihre Festigkeit.

Aber das Protein FGF23, das im Blut messbar ist, hat bei längerfristiger Erhöhung noch andere negative Auswirkungen. In den Nieren hemmt es die Produktion von Vitamin D, was die Stabilität der Knochen ebenfalls beeinträchtigt. Außerdem ist seine Konzentration bei verschiedenen Störungen des Knochen-Stoffwechsels und bei manchen Osteoporose-Patientinnen erhöht, besonders bei entzündungsassoziierter Osteoporose. „Man kann davon ausgehen, dass das Protein den Krankheitsverlauf wesentlich beeinflusst“, sagt Dr. Ebert.

Auch bei der normalen Knochenheilung werden erhöhte FGF23-Werte gemessen. Das spreche dafür, dass dieses Protein innerhalb eines Normbereiches auch positiven Einfluss auf die Knochen hat. Die Würzburger Wissenschaftler wollen jetzt seine Rolle für den Knochen-Stoffwechsel klären. Die Studien laufen unter der Leitung von Professor Franz Jakob im Rahmen der Klinischen Forschergruppe „Osteogene Stammzell-Differenzierung und Therapie von Knochenverlust“, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

Zweck der Elsbeth-Bonhoff-Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung in Deutschland sowie die Entwicklung neuer Präventions- und Heilmethoden auf dem Gebiet der Osteoporose und verwandter Erkrankungen. Die Stiftung ist seit 2002 staatlich anerkannt.

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Robert Emmerich idw

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