FORINGEN – mit modernen Methoden gegen Infektionskrankheiten

Ziel des neuen Bayerischen Forschungsverbunds Infektogenomik (FORINGEN) ist, die Diagnostik, Therapie und Prävention von Infektionskrankheiten zu verbessern. Die Bayerische Forschungsstiftung fördert die Forschungsprojekte in den nächsten drei Jahren mit einer Summe von 1,75 Mio. €, die Industriepartner tragen weitere 1,85 Mio. € der Kosten. Sprecher des Verbundes ist Prof. Dr. Dr. Jürgen Heesemann (Max von Pettenkofer-Institut, LMU München). FORINGEN führt Infektionsbiologen der Universitäten Würzburg, Regensburg, Erlangen/Nürnberg sowie der beiden Münchner Universitäten zusammen.

Sichere Diagnose und alternative Therapieansätze

Die aktuelle Aufregung über eine drohende Ausbreitung des Vogelgrippevirus und die mögliche Anpassung des Virus an den Menschen zeigt einmal mehr, wie wichtig die Erforschung von Infektionskrankheiten ist. Dass Wissenschaftler heute viel genauer wissen, wie Erreger sich verändern und anpassen, ist das Verdienst der Genomforscher, die im Laufe der letzten zehn Jahre die Sequenzen zahlreicher Erreger aufgeklärt haben. Infektionskrankheiten sind nach wie vor ein großes Problem: Immer wieder tauchen neue Erreger auf (z. B. SARS), chronische Infektionen nehmen stärker zu und multiresistente Erreger stellen die moderne Medizin vor große Herausforderungen, weil sie sich den gängigen Behandlungsmethoden entziehen. Durch die höhere Bevölkerungsdichte, die industrialisierte Lebensmittelherstellung und die vermehrten Reisen steigt die Gefahr, dass Infektionen außer Kontrolle geraten können.

Die Genomforschung beschreibt die Erkrankung als Kampf zwischen Wirtsgenom und dem sich ständig verändernden Erregergenom. Analog gilt dies auch für Tumorerkrankungen; auch hier ist das Wirtsgenom nicht in der Lage, das entartete Genom der Tumorzelle zu bekämpfen. Mit den modernen Methoden der Genom- und Proteomforschung gewinnen Wissenschaftler nun völlig neue Einblicke in diese Interaktion zwischen Erregern und Wirt. Ein Schwerpunkt des neuen Verbunds ist, – als Voraussetzung für eine effektive Therapie – schnellere, genauere und kostengünstigere Nachweisverfahren für die Erreger zu entwickeln. Die Forscher können diese damit früher identifizieren und ihr krankmachendes Potenzial besser beurteilen. Zusätzlich arbeiten sie daran, die Lebensbedingungen von Krankheitserregern im Labor zu simulieren und so neue Antibiotikatestverfahren zu entwickeln.

Vorbeugen durch Impfung

Impfungen sind der preiswerteste und effektivste Schutz vor Infektionskrankheiten. Viele Impfprinzipien lassen sich wahrscheinlich auch auf die Behandlung von Tumorerkrankungen übertragen. Zur Immunisierung bedienen sich die Wissenschaftler unterschiedlicher Ansätze: dem Einsatz von „Genfähren“, die Stoffe ganz gezielt in Zellen schleusen können, oder von DNA-Vakzinen, die eine Virusinfektion nachahmen, und der so genannten „reverse vaccinology“. Letztere beruht darauf, das Erbmaterial des Erregers am Computer zu analysieren und dabei gezielt Proteinstrukturen zu finden, die für eine Impfung geeignet sein könnten.

Die wissenschaftlichen Aktivitäten der bayerischen Universitäten in der Infektionsmedizin genießen international höchste Anerkennung. Heesemann ist stolz auf die große Kompetenz im Verbund: „Wir können auf den wertvollen Grundlagen und Erfahrungen aus vier Sonderforschungsbereichen, drei Graduiertenkollegs, einem Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufbauen und sind durch die Kompetenznetzwerke Pathogenomik, Nationales Genomforschungsnetzwerk und die Forschungsverbünde FORGEN I + II und FORIMMUN schon seit 1997 sowohl in Bayern als auch international hervorragend vernetzt.“

Kontakt:
Dr. Nadja Huttner
FORINGEN
LMU München
Genzentrum
Feodor-Lynen-Str. 25
81377 München
Tel (089) 21 80-7 67 71
Fax (089) 21 80-7 67 67
E-Mail foringen@lmb.uni-muenchen.de

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Christine Kortenbruck idw

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