Verlorene Spezies in Neuguinea gefunden

B. Beehler - Honeyeater

Experte warnt vor raschem Ende der Biodiversität

Dass auch im 21. Jahrhundert immer noch weiße Flecken auf der „Karte der Artenvielfalt“ vorhanden sind, hat ein Wissenschaftsteam von Conservation International im Westen der Insel Neuguinea gezeigt. In den Foja-Mountains der indonesischen Provinz Papua haben Forscher zahlreiche unbekannte Schmetterlinge, Frosch- und Vogelarten sowie Pflanzen entdeckt.

Eine Expedition in eine der entgelegensten Urwald-Regionen der Erde, die im Dezember 2005 gestartet und erst kürzlich beendet wurde, hat einige wissenschaftlichen Sensationen ans Tageslicht gebracht. Die Wissenschaftler aus den USA, Australien und vom Indonesian Institute of Sciences haben nach eigenen Angaben einen „verlorenen Garten Eden“ gefunden: zu den wissenschaftlich bedeutenden Funden zählen unter anderem die größte Rhododendron-Pflanze, mehr als 20 bisher unbekannte Froscharten sowie vier unbekannte Schmetterlingsspezies. Zu den Sensationen zählen darüber hinaus zwei Arten von Paradiesvogel-Arten sowie seltene Kleinsäuger. Nach Angaben der Forscher leben diese Tier- und Pflanzenarten in einer Region, die bisher noch nie von Menschen betreten wurde. „Wir wurden mit dem Helikopter abgesetzt und sind gemeinsam mit Bewohnern des Kwerba- und Papasema-Stammes in das Gebiet vorgedrungen“, berichtet Bruce Beehler, einer der Forschungsleiter. Selbst die Ureinwohner gaben an, noch niemals in diese Region gewesen zu sein. „Die Ureinwohner berichteten, dass nicht einmal ihre Vorfahren hier gewesen waren“, so der Wissenschaftler.

Die Region ist nach Angaben von Conservation International Teil eines ein Mio. Hektar großen Schutzgebietes. Nach Angaben zahlreicher Experten ist die gesamte Region eine der artenreichsten Habitate der Erde. Das gilt nicht nur für die Zahl an landlebenden Tieren, sondern auch für die Unterwasserwelt. „Das Gefährliche für solche Regionen ist die radikale Veränderung der Lebensräume rundherum“, meint der Wiener Biologe, Chemiker und Physiker Peter Weihs im pressetext-Interview. „Viele Menschen sind der Meinung, dass der Erhalt gewisser Teile solcher Gebiete ausreicht, um das Artenspektrum zu erhalten. Das ist leider falsch“, so Weihs. Eine Zerstückelung führe zu einer „Verinselung“ und damit einhergehend zu einer Abnahme der Biodiversität.

Weihs zitiert den verstorbenen brasilianischen Ökologen und Alternativnobelpreisträger Jose Lutzenberger, der als erster von so genannten Kippeffekten im Amazonasgebiet berichtet hatte. „Rodungen in umliegenden Regenwaldgebieten hatten den täglichen Regenfall in der Region von Manaus zum Stillstand gebracht“, erklärt der Wissenschaftler. Inzwischen sei es hinlänglich bekannt, dass es tage- oder sogar wochenlang trocken bleibt. (pte berichtete über die längste Dürre in Amazonien seit 40 Jahren http://www.pte.at/pte.mc?pte=051012020 ) „Die Veränderungen des Klimas sorgen auch dafür, dass sich die Biodiversität verändert.“ Deutlich werde dies auch in der Abnahme der Populationsgrößen in solchen Ökosystemen. „Wo früher hunderte Tiere einer Spezies zu finden waren, sind es heute nur noch wenige“, berichtet Weihs von seiner eigenen Forschertätigkeit im Regenwald Costa Ricas. Diese Verminderung sei nachweislich. „Das ist ein irreversibler Erosionsprozess“, warnt der Experte. Regionen mit reicher Artenvielfalt sind besonders empfindlich. Erst im September 2005 hatte ein Expertenteam einen Notfallsplan zur Rettung der Amphibien ins Leben gerufen. Etwa ein Drittel der bisher bekannten 5.743 Frosch-, Kröten- und Salamanderarten sind weltweit vom Aussterben bedroht.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.conservation.org

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