Wie schnell trinkt die Tomate?

Die drei Neutronenradiogramme zeigen aufsteigendes Wasser in einer Tomatenpflanze. Die Radiogramme entstehen auf ähnliche Weise wie Röntgenaufnahmen, wobei Neutronen im Gegensatz zu Röntgenstrahlen auch Wasserstoff deutlich zeigen. Der Wasserbehälter, in dem sich die Wurzel der Pflanze befindet, ist aus technischen Gründen nach oben hin abgedichtet worden.

Wissenschaftlern am Berliner Hahn-Meitner-Institut ist es erstmals gelungen, in deutlichen Bildern zu beobachten, wie schnell eine Pflanze Wasser aufnimmt. In einer Reihe von Aufnahmen, die einen Tomatensetzling zeigen, kann man genau verfolgen, wie das Wasser im Stiel aufsteigt.


Wissenschaftlern am Berliner Hahn-Meitner-Institut ist es erstmals gelungen, in deutlichen Bildern zu beobachten, wie schnell eine Pflanze Wasser aufnimmt. In einer Reihe von Aufnahmen, die einen Tomatensetzling zeigen, kann man genau verfolgen, wie das Wasser im Stiel aufsteigt. Dazu haben die Wissenschaftler dem Setzling ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch so genanntes schweres Wasser gegeben, das sich in den Bildern markant vom gewöhnlichen Wasser abhebt. Der Kontrast entsteht beim Durchleuchten der Pflanze mit Neutronen, die auf beide Wasserarten verschieden reagieren. Für die Pflanze ist es dabei fast bedeutungslos, mit welchem Wasser sie gegossen wird.

„Die Wasseraufnahme ist ein wichtiges Maß dafür, wie gut es einer Pflanze geht. Deswegen versuchen Pflanzenspezialisten seit langem den Wasserfluss im Pflanzenstiel zu beobachten; mit den bisherigen Verfahren konnte man ihn mit großer Genauigkeit aber nur für kleine Ausschnitte der Pflanze sichtbar machen. Jetzt haben wir ein Werkzeug, mit dem wir die ganze Pflanze scharf sehen und so das Wasser über längere Zeit verfolgen können. Damit können wir untersuchen, wie Pflanzen auf geänderte äußere Bedingungen wie zum Beispiel wechselnde Lichtverhältnisse reagieren. Die Ergebnisse könnten helfen, die Wachstumsbedingungen besser an die Bedürfnisse der Pflanzen anzupassen und so landwirtschaftliche Erträge zu steigern“ erklärt Frau Dr. Uzuki Matsushima von der Landwirtschaftsfakultät der japanischen Iwate University, in deren Auftrag die Untersuchungen durchgeführt worden sind.

„In dem Experiment nutzen wir aus, dass Neutronen verschiedene Isotope desselben Elements unterscheiden können. So lässt sich das schwere Wasser gut vom ’normalen’ leichten Wasser abheben. Mit Röntgenstrahlen hätte man das Wasser überhaupt nicht sehen können“ erläutert Dr. Nikolay Kardjilov, an dessen neuer Experimentieranlage im Hahn-Meitner-Institut die Untersuchungen durchgeführt wurden. „Hätte man das Experiment einfach mit gefärbtem Wasser durchgeführt, hätte sich der Farbstoff nicht genauso in der Pflanze ausgebreitet wie das Wasser. Das hätte die Ergebnisse verfälscht.“ fügt er hinzu.

Für die Untersuchungen wurde das Verfahren der Neutronenradiographie eingesetzt, mit der zweidimensionale Durchleuchtungsbilder verschiedener Objekte erzeugt werden können. Zusätzlich liefert die verwandte Neutronentomographie dreidimensionale Bilder. Gegenüber Röntgenstrahlen sind Neutronen vor allem dann im Vorteil, wenn es darum geht auch leichte Elemente wie Wasserstoff zu zeigen und Metalle gut zu durchdringen. Das Hahn-Meitner-Institut in Berlin unterhält eine von vier Neutronenquellen, die in Deutschland für Forschungszwecke betrieben werden. Für die beschriebenen Forschungsarbeiten werden Projektmittel von der Europäischen Union und vom Land Berlin bereitgestellt.

Das Hahn-Meitner-Institut wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 15 Forschungszentren und 24 000 Mitarbeitern die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Media Contact

Thomas Robertson idw

Weitere Informationen:

http://www.hmi.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Merkmale des Untergrunds unter dem Thwaites-Gletscher enthüllt

Ein Forschungsteam hat felsige Berge und glattes Terrain unter dem Thwaites-Gletscher in der Westantarktis entdeckt – dem breiteste Gletscher der Erde, der halb so groß wie Deutschland und über 1000…

Wasserabweisende Fasern ohne PFAS

Endlich umweltfreundlich… Regenjacken, Badehosen oder Polsterstoffe: Textilien mit wasserabweisenden Eigenschaften benötigen eine chemische Imprägnierung. Fluor-haltige PFAS-Chemikalien sind zwar wirkungsvoll, schaden aber der Gesundheit und reichern sich in der Umwelt an….

Das massereichste stellare schwarze Loch unserer Galaxie entdeckt

Astronominnen und Astronomen haben das massereichste stellare schwarze Loch identifiziert, das bisher in der Milchstraßengalaxie entdeckt wurde. Entdeckt wurde das schwarze Loch in den Daten der Gaia-Mission der Europäischen Weltraumorganisation,…

Partner & Förderer