Neue Lemurenart namens John Cleese

Die neue Lemurenart "John Cleese"

Zwei Forscher des Anthropologischen Instituts der Universität Zürich haben eine neue Lemurenart beschrieben. Urs Thalmann und Thomas Geissmann tauften den Wollmaki auf den Namen des Schauspielers John Cleese. Avahi cleesei – so der zoologische Name – kommt nur im UNESCO-Weltnaturdenkmal „Tsingy de Bemaraha“ im Westen von Madagaskar vor. Dies berichten sie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „American Journal of Primatology“, Volume 67, Ausgabe 3, November 2005.


Ein Team um den Anthropologen Urs Thalmann hat die neue Tierart bereits auf einer Expedition im Jahr 1990 entdeckt. Es war den Forschern seit einigen Jahren klar, dass es sich um eine neue Lemurenart handelt. Geplante Untersuchungen scheiterten jeweils daran, dass Forschungsprojekte wegen tropischer Erkrankungen wie Malaria, wegen einer brutalen Bande von Viehdieben, aus finanziellen oder technischen Schwierigkeiten oder wegen der zeitweise unsicheren politischen Lage unterbrochen werden mussten. Schliesslich haben sich die Forscher dafür entschieden, Cleeses Wollmaki basierend auf Haaren, Photo-, Video- und Tonbandaufnahmen als neue Tierart zu definieren, nachdem sie Verwechslungsmöglichkeiten durch Studien in den grössten Museen der Welt ausschliessen konnten.

Wollmakis sind etwa 1 Kilogramm schwere Lemuren, nachtaktiv, leben in kleinen Familiengruppen und ernähren sich vegetarisch von auserlesenen Blättern und Knospen. Lemuren gehören zur Tiergruppe der Primaten, zu der biologisch auch die Menschen gezählt werden. Lemuren kommen ursprünglich nur auf der Insel Madagaskar vor, wo sie sich zu einer spektakulären Vielfalt entwickelt haben. Seit vor etwa 2000 Jahren Menschen mit der Besiedelung von Madagaskar begonnen haben und die Abholzung der Wälder im Zusammenhang mit der rasant wachsenden Bevölkerung zunimmt, ist das Schicksal der Lemuren und vieler anderer einzigartiger Tiere und Pflanzen Madagaskars ungewiss. Riesenlemuren, welche die Grösse von Gorillas erreichen konnten, sind seit einigen hundert Jahren bereits ausgestorben. Die natürliche Einmaligkeit Madagaskars und die unmittelbare Bedrohung der biologischen Vielfalt haben Madagaskar einen traurigen Spitzenplatz als so genannten hottest Hotspot – lodernden Brennpunkt – für die weltweite Naturerhaltung beschert.

John Cleese und die Lemuren

John Cleese, bekannt als Mitglied der britischen Comedy-Truppe Monty Python, hat sich als Namenspate zur Verfügung gestellt. Als einer seiner besten Filme gilt die Komödie „A fish called Wanda“, in der er gemeinsam mit Jamie Lee Curtis und Ex-Monty Python Michael Palin vor der Kamera stand. Mit der Namensgebung ehren die Zürcher Forscher den berühmten Schauspieler, Produzenten und Drehbuchautor für seine Filme, die Lemuren viel Aufmerksamkeit widmen. Für den Film „Fierce Creature“ darf ein Ringelschwanz-Lemur auf dem Plakat mit Jamie Lee Curtis posieren, und der weniger bekannte, eindrückliche Dokumentarfilm „Operation Lemur with John Cleese“ ist den Lemuren und ihrer bedrohten Heimat Madagaskar gewidmet. Es ist kein Oscar, den John Cleese mit seinen Wollmakis bekommt, sondern etwas noch Exklusiveres: Die Wollmakis werden seinen Namen für immer tragen.

Kontakt:
Urs Thalmann, Anthropologisches Institut, Universität Zürich
Tel. +41 79 280 08 59
+41 44 635 41 92
E-Mail: uthal@aim.unizh.ch

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