Langlebe-Gen wird vom Vater vererbt

Telomere sollen Auskunft über Lebenserwartung geben

Wissenschaftler der schwedischen Universität von Umea sind dem Geheimnis des Langlebe-Gens auf die Spur gekommen. Demnach wird dieses Gen nur vom Vater nicht aber von der Mutter weitervererbt, berichten die schwedischen Forscher in der kommenden Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS.

Insgesamt haben die Forscher 132 gesunde Nordschweden aus 49 Familien unter die Lupe genommen. Unter den Probanden waren Väter und Mütter mit durchschnittlich 66 Jahren sowie ihre Töchter und Söhne mit durchschnittlich 37 Jahren. Die Forscher hatten Blutproben und mononukleare Immunzellen von den Probanden genommen und untersucht. Die Hälfte der Zellen wurde eingefroren, die andere Hälfte mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert und zwischen 18 und 55 Tagen in Kulturen angelegt. Die überlebenden Zellen wurden ebenfalls eingefroren. Anschließend extrahierten die Forscher die DNA von beiden Zelltypen mit standardisierten Techniken und ermittelten die Längen der Telomere. Telomere sind die natürlichen einsträngigen Chromosomenenden linearer Chromosomen. Sie sind für die Stabilität von Chromosomen wesentliche Strukturelemente der DNA.

Telomere werden mit biologischen Vorgängen in Verbindung gebracht, die mit der Alterung von Zellen, aber auch deren Immortalisierung (und damit auch Entstehung von Krebs) zusammenhängen. Eine größere Länge der Telomere und damit eine erhöhte Stressresistenz der Zellen hat mit aller Wahrscheinlichkeit einen bedeutenden Einfluss auf die Gesamtlebenserwartung eines Organismus. Erst im Vorjahr hatten koreanische Forscher dies beim Fadenwurm C. elegans bestätigt. Die Telomere eines Lebewesens verkürzen sich mit zunehmendem Alter, und zwar jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt. Die schwedischen Forscher haben bei den Probanden festgestellt, dass die Länge der Telomere um jährlich 21 Basenpaare abnimmt.

Die Studienergebnisse der schwedischen Wissenschaftler ergaben, dass die Länge der Telomeren in den kultivierten Zellen von der ursprünglichen Länge der Telomeren abhängig war. Außerdem konnten die Forscher feststellen, dass die Telomere der zweiten Generation sowohl von den Töchtern als auch von den Söhnen vom Vater vererbt wurde.

Die Theorien über Telomere treffen aber zum Teil auf heftigen Widerstand in der Forschungsgemeinschaft. Der Wiener Mediziner und Humangenetiker Martin Gencik argumentiert im pressetext-Gespräch, dass die Methodik zur Bestimmung der Telomere bereits ein wesentliches Problem darstelle. „Es gibt immer wieder Arbeiten darüber“, so Gencik, der an dem Zusammenhang zwischen der Lebenslänge und den Telomeren zweifelt. Es gebe sogar eine Arbeit darüber, dass das Speziesalter anhand von Telomeren bestimmt werden könne.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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