Mäuse-Gangs überfallen wehrlose Seevögel

Attacken auf Albatrosse als angelerntes Verhalten

Biologen haben auf der abgelegenen Insel Gough im Südatlantik ein neues offensichtlich angelerntes Verhalten von Mäusen entdeckt. Die Nager überfallen brütende Albatrosse, die mehr als 200 Mal größer sind als sie selbst durch gezielte Attacken. Das Wissen um dieses Verhalten wird von den Nagetieren, die erst durch den Menschen auf der subantarktischen Insel heimisch wurden, weitergegeben, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Zuerst waren die Ornithologen sich uneinig darüber, warum brütende Tristan-Albatrosse (Diomedea dabbenena) in derart großer Zahl – bis zu 80 Prozent – junge Tiere verloren haben. Die Experten Ross Wanless und Andrea Angel vom Percy FitzPatrick Institute of African Ornithology haben mit Videokameras das schreckliche Vorgehen der Mäuse aufgenommen: Mäuse attackieren die jungen Tiere, in dem sie immer wieder an denselben Stellen beißen. Die Vögel sterben dann entweder an Blutverlust oder an Infektionen. „Der Vorteil der Mäuse ist der, dass die Vögel über Millionen von Jahren keine Feinde auf den Nistplätzen an Land hatten. Daher fehlt ihnen das defensive Verhalten“, erklärt Wanless, der ein Experte auf dem Gebiet invasiver Arten ist.

Bisher konnten Forscher ein solches Verhalten bei Mäusen nie zuvor beobachten. Die beiden Forscher konnten beobachten, dass an manchen Berghängen die Mäuse offensichtlich die nistenden Vögel nicht attackierten, während auf anderen die Attacken ganz massiv waren und die Population an Jungtieren drastisch verringerte. Das legt die Vermutung nahe, dass das Verhalten von einer Generation an die folgende übertragen wurde. Das sei insofern außergewöhnlich, da nur wenige Mäuse von einem Wurf einen Winter überleben, berichten die Wissenschaftler beim jährlichen Treffen der Society for Conservation Biology, die derzeit in Brasilia stattfindet.

Wanless und Angel wollen nun die Mäuse auf der vom Menschen unbewohnten Insel Gough ausrotten, um die vom Aussterben bedrohten Albatrosse zu retten. Die Forscher gehen davon aus, dass ein solches Verhalten auch anderen Seevögeln zum Verhängnis werden könnte. „Wahrscheinlich ist das nicht einmal ein Phänomen, das auf die Insel Gough beschränkt ist. Bisher haben es Wissenschaftler nur noch nirgendwo sonst beobachten können“, meint Wanless.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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