ANT – ein Protein, das den programmierten Zelltod verhindern kann

Die Apoptose, die man als den programmierten Tod einer Zelle definieren kann, dient dazu überzählige, geschädigte oder alte Zellen aus dem Organismus zu evakuieren. Es wird geschätzt, dass die Hälfte aller Krankheiten auf eine Deregulierung dieses Systems zurückzuführen ist. AIDS zum Bespiel ist durch eine zu effektive Apoptose gekennzeichnet und Krebs wird im Gegensatz dazu als eine zu starke Apoptose beschrieben: die Zellen vermehren sich zu schnell. Die Idee war also Proteine zu untersuchen, die diesen Regulationsprozess bestimmen, um anschließend therapeutische Mittel zu entwickeln.

Bereits 1988 hatten Wissenschaftler unter der Leitung von Guido Kroemer (Institut Gustave Roussy) in diese Richtung geforscht und Catherine Brenner wählte dieses Thema damals sogar für ihre Post-Doc Arbeit. Die Wissenschaftler hatten herausgefunden, dass der Adenin- Nukleotid-Translokator (ANT, ein mitochondriales Protein) eine entscheidende Rolle bei der Apoptose Sperre spielt.

Derzeit sind konkrete Ergebnisse für drei Pathologien in Sicht: für die akute Hepatitis, den septischen Schock der Enterotoxin Staphylokokken Gruppe B und für Infarkte, die von einer Okklusion der Gehirnader verursacht werden. Dabei könnten Substanzen zum Einsatz kommen, die bereits bei der Tritherapie gegen HIV Anwendung finden (wie z.B. Nelfinavir oder Ritonavir). Versuche an Mäusen, sowie auch in vivo und in vitro Untersuchungen, haben bis jetzt gute Ergebnisse erzielt. Ob reelle Therapiemöglichkeiten bestehen, oder sogar Möglichkeiten zur Vorbeugung, wird sich in Kürze zeigen. Sollten die Versuche erfolgreich sein, könnte auch über Heilungschancen bei anderen Krankheiten nachgedacht werden, wie z. B. Diabetes oder neurodegenerative Krankheiten.

Kontakt:
Catherine Brenner,
Université de Versailles St-Quentin-en-Yvelines,
45 avenue des Etats-Unis – 78035 Versailles Cedex FRANCE,
Email: catherinebrenner@yahoo.com oder cbrenner@genetique.uvsq.fr,
Tel: +33 1 3925 4552

Quelle: „Inhibition of Adenine Nucleotide Translocator Pore Function and Protection Against Apoptosis in vivo by an HIV Protease Inhibitor“, Joel G.R. Weaver et al., Journal of Clinical Investigation, Juni 2005.

Siehe auch Pressebericht vom CNRS vom 1. Juli, http://www2.cnrs.fr/presse/communique/715.htm Redakteur: Jérôme SEGAL, jerome.segal@diplomatie.gouv.fr

Wissenschaft-Frankreich Nr. 81, 15. Juli 2005
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