Natürliche Auslese bei Genen bevorzugt Immunität und Zelltod

Veränderungen rascher als bei zufälligen Mutationen

Die bisher umfassendste Studie zur genetischen Divergenz von Menschen und Schimpansen hat ergeben, dass die von der natürlichen Auslese bevorzugten Gene mit der Immunität, der Tumorunterdrückung und dem programmierten Zelltod in Zusammenhang stehen. Diese Gene zeigen in beiden Bereichen der evolutionären Entwicklung Anzeichen einer positiven natürlichen Auslese und verändern sich rascher als durch zufällige Mutationen zu erwarten wäre. Das Team um Rasmus Nielsen von der Kobenhavens Universitet untersuchte die 13.731 Gene von Schimpansen, für die es beim Menschen Entsprechungen mit bekannten Funktionen gibt. 2003 hatte eine Studie ergeben, dass Gene, die mit dem Geruchssinn, dem Hören, der Verdauung, dem Wachstum von Röhrenknochen und der Behaarung in Verbindung stehen bei Menschen und Schimpansen ebenfalls einer positiven natürlichen Auslese unterliegen. Die aktuelle Studie ergab laut New Scientist, das die stärksten Hinweise auf eine Auslese bei dem Abwehren von Krankheiten und der Apoptose bestehen, die ihrerseits mit der Spermaproduktion in Zusammenhang steht. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Public Library of Science Biology veröffentlicht.

Der Bioinformatiker Nielsen geht davon aus, das Immun- und Abwehrgene an einem Wettrennen der evolutionären Zweige im Kampf gegen Pathogene beteiligt sind. „Viren und andere Pathogene entwickeln sich sehr schnell und das menschliche Immunsystem wird durch das Auftauchen neuer Bedrohungen permanent herausgefordert. Das Ausmaß der Selektion, das dem Menschen durch Krankheiten wie die Beulenpest oder HIV auferlegt wird, ist enorm. Es ist daher kein Wunder, dass die an der Abwehr dieser Krankheiten beteiligten Gene sich ebenfalls rasch weiterentwickeln.“ Die Entdeckung, dass mit der Apoptose zusammenhängende Gene starke Anzeichen einer natürlichen Selektion aufweisen, könnte teilweise mit dem evolutionären Antrieb von Spermazellen zur Konkurrenz zusammenhängen. Zellen, die Gene in sich tragen, die einen Zelltod verhindern haben eine größere Chance erwachsene Spermazellen zu produzieren. Daher geht Nielsen davon aus, dass diese Gene sich im Laufe der Zeit in der Bevölkerung weiter verbreiten werden. Da auch Primaten die Apoptose für die Elimination von kanzerösen Zellen einsetzen, könnte eine positive Selektion in diesem Fall für Erwachsene Tiere nicht von Vorteil sein. „Die eigennützigen Mutationen, die eine Verhinderung der Apoptose verursachen, könnten dann auch die Fähigkeit eines Organismus gegen eine Krebserkrankung zu kämpfen verringern.“

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Michaela Monschein pressetext.austria

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