Von Asthma bis Zuckerkrankheit: Das Immunsystem spielt (fast) überall mit

Am 29. April ist europaweit der Tag der Immunologie ausgerufen, um auf einen Teil unseres Organismus aufmerksam zu machen, der wie kein anderer über Gesundheit und Krankheit entscheidet. Berliner Immunologen bieten Journalisten dazu einen besonderen Service: Am 27. und 28. April stehen Experten aus unterschiedlichsten Fachrichtungen den Redaktionen für Telefoninterviews und Hintergrundgespräche zur Verfügung (siehe Liste am Ende dieser Pressemitteilung. Darüber hinaus finden Medienvertreter zusätzliche Hintergrundinformationen (auf den Seiten des Forschungsverbundes Berlin unter http://www.fv-berlin.de/pm_archiv/2005/15-immunsystem.html


Krankheitserreger können sich im Zuge der Globalisierung rasend schnell ausbreiten. Die Wissenschaft steht damit vor der Herausforderung, das Immunsystem so zu präparieren, dass Epidemien verhindert werden. Überdies kann das Immunsystem neben seiner segensreichen Schutzfunktion selber Ursache von lebensbedrohlichen Erkrankungen sein. Rheumatische Erkrankungen, bei denen nicht nur die Gelenke, sondern auch Muskeln, Haut, Nieren und andere Organe betroffen sein können, chronische Darmentzündung (Colitis), Insulin-abhängiger Diabetes, Gefäßerkrankungen, entzündliche Erkrankungen der Gehirns (Multiple Sklerose) sind Beispiele so genannter Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise den eigenen Körper attackiert. Auch Allergien und Asthma können lebensbedrohliche Formen annehmen. Darüberhinaus entscheidet die erfolgreiche Unterdrückung von Immunreaktionen über Erfolg und Misserfolg von Transplantationen.

Auch in der Tiermedizin spielt die Immunologie diese wichtige Rolle. Stichworte sind hier Maul- und Klauenseuche, Schweinepest oder Zoonosen wie Tuberkulose, die auf Menschen übertragen werden können. Hier stehen die Impfstoffforschung und Diagnostik im Vordergrund.

Grund genug also, sich am Tag der Immunologie Gedanken über die Mechanismen dieses komplexen Systems von Zellen und Molekülen zu machen, die ständig durch Blut und Gewebe patrouillieren. Die vielen spezialisierten Arten von Leukozyten, ihr Informationsaustausch untereinander und mit den Zellen der Organe sowie die Regelvorgänge, die für die richtige Balance zwischen Aggression und Tolerierung sorgen, werfen noch Detailfragen auf. Viele grundsätzliche Mechanismen sind aber bereits soweit aufgeklärt, dass schon in naher Zukunft eine gezieltere Beeinflussung der Mechanismen des Immunsystems möglich scheint. Neue Therapiemöglichkeiten nicht nur für die oben genannten Krankheiten zeichnen sich ab.

Mehr als dreißig Institute und Kliniken in Berlin widmen sich den Mechanismen des Immunsystems, Infektionen, immunologisch bedingten Erkrankungen und der Entwicklung neuer Therapien. Unter dem Dach der Humboldt-Universität hat sich kürzlich ein Zentrum für Infektionsbiologie und Immunität (ZIBI) gegründet, in dem viele der Institute zusammengeschlossen sind; für die Universitätsmedizin und außeruniversitären Institute ist eine weitere Rahmenstruktur in Planung.

Wenn sich die Bund und Länder endlich auf die von allen für notwendig gehaltene Förderung von Exzellenzclustern einigen sollten, wird ein Schwerpunkt Immunologie und Infektion gute Chancen haben, mit dabei zu sein; kaum eine andere Stadt hat immunologische Forschung in der Breite und Qualität zu bieten wie Berlin. Bereits jetzt werden von der DFG allein 3 hochrangige Forschungsnetzwerke (Sonderforschungsbereiche) mit immunologischem Schwerpunkt gefördert; der jüngste wurde in diesem Jahr eingerichtet (Sprecher: Prof. Hamann) und zielt auf die Entwicklung neuer Therapien zur Unterdrückung unerwünschter Immunreaktionen ab. Bereits seit 2003 wird ein SFB zur Untersuchung der Immunregulation und ihrer Störungen im Verdauungstrakt gefördert (Sprecher: Prof. Zeitz).

Einige Highlights, über die Sie mehr in erfahren können, wenn Sie die für den 27. 4. und 28. 4. geschalteten Hotlines anrufen:

Deutsches Rheumaforschungszentrum: Prof. Andreas Radbruch, Telefon: 28 460 601 (erreichbar: 27. 4.10:00-12:00 Uhr
Schwerpunkt: T- und B-Lymphozyten: zentrale Player für Gesundheit und Krankheit

Institut für Immunologie, Charité Campus Benjamin Franklin / Prof. Thomas Blankenstein, Telefon: 8445 3873 (erreichbar: 27. 4. 12:00-14:00 Uhr)
Schwerpunkt: Krebs und Immunsystem – neue Wege zur Tumortherapie?

Institut für Medizinische Immunologie, Charité Mitte / Prof. Hans-Dieter Volk, Telefon: 450 524081 (erreichbar: 28. 4. 11:00 – 13:00)
Schwerpunkt: Defekte des Immunsystems; neue Immuntherapien, insbesondere bei Transplantation

Medizinische Klinik m. S. Rheumatologie u. klin. Immunologie, Charité Mitte / Prof. Alf Hamann, Telefon: 28 460 655 (erreichbar: 27. 4. 11:00 – 13:00)
Schwerpunkt: Immunregulation: wie das Immunsystem sich vor Entgleisung schützt.

Medizinische Klinik I, Gastroenterologie, Infektiologie, Rheumatologie
Prof. Martin Zeitz/PD Dr. Bianca Wittig, Telefon: 030-8445-4316 (erreichbar: 27.04.2005, 10:00-12.00)
Schwerpunkt: Immunreaktionen und ihre Störungen im Darmtrakt

und

Prof. Jochen Sieper/Dr Heiner Appel, Telefon: 030- 84454535 (erreichbar: 27.04.2005, 8:30-11.30)
Schwerpunkt: Wirbelsäulenerkrankungen durch Autoimmunprozesse: neue Wege zu ihrer Therapie?

Ansprechpartner am IZW:
PD Dr. Falko Steinbach, Sprecher European Veterinary Immunology Group, Tel.: 030-5168 205
(erreichbar: 27.4. 10.00-12.00Uhr)
Schwerpunkt: Immunologie bei Haustieren; Impfstoffe

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Josef Zens idw

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