Wie verhalten sich parasitische Wespen in bestimmten Umweltsituationen?

Brackwespe (Asobara tabida)

Junge Bremer Insektenforscherin erhielt Forschungspreis

Mit dieser Frage beschäftigte sich die Biologin Dr. Andra Thiel in ihrer Dissertation. Dafür erhielt sie jetzt den Forschungspreis der Ingrid Weiss / Horst Wiehe Stiftung. Parasitoide sind wissenschaftlich auch deshalb so interessant, weil sich mit ihnen auf natürlich-biologischem Wege pflanzenfressende Schadinsekten bekämpfen lassen.

Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie in Dresden wurde die junge Wissenschaftlerin vom Institut für Ökologie und Evolutionsbiologie im Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Bremen mit dem Forschungspreis der Ingrid Weiss / Horst Wiehe Stiftung ausgezeichnet. Die Stiftung fördert herausragende wissenschaftliche Arbeiten über entomologische (insektenkundliche) Themen. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.

Andra Thiel untersuchte in ihrer Dissertation „Die Bedeutung von Habitatparametern für das Suchverhalten parasitischer Wespen“ die Frage, wie Parasitoide Umweltinformationen nutzen, um Menge und Verteilung von Wirtsinsekten in der Umwelt einzuschätzen. Parasitoide sind nur entfernt mit den bekannten schwarz-gelben Wespen verwandt. Sie sind eher unscheinbare, oft nur wenige Millimeter große Insekten, die ihre Eier in die Jugendstadien (Larven) anderer Insekten legen. Der Parasitoidennachwuchs tötet die Wirtsinsekten dann während seiner Entwicklung ab. Parasitoide sind wissenschaftlich auch deshalb so interessant, weil sich mit ihnen auf natürlich-biologischem Wege die Verbreitung pflanzenfressender Schadinsekten bekämpfen oder zumindest begrenzen lässt.

Da die Verfügbarkeit von Wirtsinsekten von Jahr zu Jahr schwankt, sollten Parasitoide in der Lage sein, ihr Wirtsangebot einzuschätzen und eine passende Suchstrategie auszuwählen. Die offene Frage war bislang, ob und wie diese winzigen Insekten dies schaffen können und welche Informationen sie hierzu verwenden. Dr. Andra Thiel hat ihre Versuche mit zwei verschiedenen Arten durchgeführt: einer Brackwespe, die Taufliegenlarven attackiert und mit Eiern belegt, und einer Schlupfwespe, welche die Larven von Mehlmotten in so unterschiedlichen Habitaten wie Getreidespeichern und trockenen Früchten im Mittelmeerraum befällt. Das Ergebnis: Parasitoide können erkennen, wie gut oder schlecht ihr Umwelt ist und passen ihr Verhalten entsprechend an. Dabei werden aber nicht alle theoretisch möglichen Informationsquellen genutzt, sondern lediglich verlässliche und leicht verfügbare Faktoren, wie etwa die Begegnungshäufigkeit mit befallenen Früchten. Zudem gibt es Unterschiede zwischen den Populationen einer Art, die bisher so nicht bekannt waren. Die Schlupfwespen aus den Getreidelagern reagieren zum Beispiel sehr stark auf das Wirtsangebot. Gibt es viele Mehlmottenlarven, werden auch schnell viele Eier abgelegt. Die Schlupfwesepen aus den Früchten wiederum setzen eher darauf, ihren Nachwuchs möglichst günstig im Habitat zu platzieren – hier geht anscheinend Qualität vor Quantität. Die von Dr. Andra Thiel neu gewonnenen Erkenntnisse sind daher auch wichtig für die Frage, welche Parasitoide in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden können.

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Angelika Rockel idw

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