Neue Einblicke in die Entwicklung von Nervenzellen des Rückenmarks
Die wichtigste Schaltstelle für die Weiterleitung von Sinneswahrnehmungen aus dem Körper in das Gehirn ist das Rückenmark in der Wirbelsäule. Eine Zone spielt dabei eine große Rolle – das so genannte Hinterhorn, in dem sich die Nervenzellen befinden, die Sinneswahrnehmungen empfangen, verarbeiten und übermitteln. Eine Berührung der Haut etwa ist deshalb bewusst erfahrbar, weil Neuronen des Hinterhorns diese Sinnesempfindung weiterleiten. Die komplexen Regelkreise, in denen diese Neurone agieren, werden bereits in der Embryonalentwicklung angelegt.
Zwei verschiedene Klassen von Neuronen im Hinterhorn des Rückenmarks, A und B, können während der Embryonalentwicklung unterschieden werden. Die Klasse A-Neurone sind unter anderem für die Übertragung von Informationen über die Position des Körpers und der Gliedmassen verantwortlich, die Klasse B-Neurone für Berührungs-, Temperatur- und Schmerzempfindungen der Haut. Sehr wenig war aber bisher darüber bekannt, welche Faktoren die Entwicklung dieser verschiedenen Neuronenklassen steuern.
Jetzt haben Entwicklungsbiologen des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch in Zusammenarbeit mit Forschern des Europäischen Molekularbiologischen Labors (EMBL) in Heidelberg neue Einblicke in die Entstehung von Neuronen im Hinterhorn des Rückenmarks gewonnen. Sie konnten im Tierversuch zeigen, dass der Transkriptionsfaktor Olig3 die Entstehung der Klasse A-Neurone steuert. Gegenspieler von Olig3 ist der Transkriptionsfaktor Lbx1, den die Forscher bereits wenige Jahre zuvor entdeckt hatten und der für die Entwicklung von Klasse B-Neuronen wichtig ist. Die Arbeit von Dr. Thomas Müller aus dem Labor von Prof. Carmen Birchmeier in Zusammenarbeit mit Dr. Mathias Treier (EMBL) ist jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Genes and Development* online erschienen.
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