Forschungsprogramm "BioTeam" liefert überraschende Ergebnisse

Erhaltung der biologischen Vielfalt ist wichtiger Wirtschaftsfaktor /// Wildkaffee in Äthiopien hat einen Wert von 1 bis 2 Mrd. US-Dollar


Die biologische Vielfalt besitzt einen hohen potentiellen ökonomischen Wert. Dessen Bedeutung kann erheblich über die bekannten ökologischen Aspekte wie Produktion von Biomasse oder Regulation von Klima und Wasserhaushalt hinausgehen. Anlässlich einer internationalen Fachtagung vom 14. bis 16. März in Bonn zum Forschungsprogramm „BioTeam“ (Biosphärenforschung – Integrative und Anwendungsorientierte Modellprojekte), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird, wird erstmals der ökonomische Wert des weltweit einzigen Wildkaffeevorkommens im äthiopischen Bergland vorgestellt. Der potentielle ökonomische Wert dieser kaffeegenetischen Ressource für zukünftige Züchtungsprogramme liegt zwischen ein und zwei Milliarden US-Dollar. Wissenschaftler der Universität Bonn fordern eine gezielte internationale Unterstützung zur Erhaltung der Wildkaffeevorkommen, denn der Nutzen aus den möglichen Züchtungsprogrammen kommt allen Kaffee produzierenden Ländern zugute.

Warum ist dieser Wildkaffee so wertvoll?

Die genetische Vielfalt des Wildkaffees ist wesentlich höher als bei den angebauten Kaffeesorten. Sie ist widerstandsfähiger gegen Krankheiten und toleranter gegenüber Wassermangel. Das macht sie für die Züchtung besonders wertvoll. Die Erhaltung dieser wild vorkommenden genetischen Ressource ist außerordentlich wichtig, weil einerseits die genetische Vielfalt des Wildkaffees nicht in Gewächshäuser und Feldgenbanken gebracht werden kann. Andererseits sind Genbanken statische Einrichtungen, die keine natürlichen Anpassungsprozesse an Umweltveränderungen (z.B. climate change) oder Schädlingsbefall zulassen. Diese Prozesse laufen aber in Wildkaffeebeständen ständig ab, wodurch sich die genetische Ressource fortwährend anpasst.

Erhaltung des Wildkaffees hat ökonomische Vorteile für die Landbevölkerung
Die Wirtschaftswissenschaftler fanden heraus, dass die Erhaltung und nachhaltige Nutzung des „Kaffeewaldes“ ökonomisch vorteilhafter ist, als die Umwandlung in landwirtschaftliche Anbauflächen. Voraussetzung ist allerdings eine gesamtwirtschaftliche Betrachtungsweise, die auch den ökologischen Nutzen des Waldes sowie die nachhaltige Nutzung des Wildkaffees und dessen Vermarktung mit einbezieht. Bei der Entwicklung eines Schutz- und Nutzungskonzeptes wird die lokale Bevölkerung von Anfang an intensiv beteiligt. Auf dieser Basis können mit einheimischen Landwirten und Behörden, Schutz- und Nutzkonzepte sowohl für den Wildkaffee als genetische Ressource als auch für den Bergregenwald entwickelt werden.

Die neuen Ergebnisse sind im Rahmen des BMBF-Forschungsprogramms „BioTeam“ entstanden. In diesem Forschungsprogramm werden die Folgen des Verlustes der biologischen Vielfalt untersucht. Gleichzeitig werden jedoch auch die gesellschaftlichen Bedingungen beleuchtet, die für den Verlust verantwortlich sind. Nur mit diesem Wissen über die Zusammenhänge, können die Grenzen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt aufgezeigt werden. Die Ergebnisse sollen Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft bei ihrer Arbeit im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung unterstützen.

Wie lassen sich die Vorteile aus der Nutzung der biologischen Vielfalt gerecht verteilen?
Ein unerlässliches Kriterium für nachhaltige Entwicklung ist der in der UN-Konvention über die biologische Vielfalt geforderte gerechte Vorteilsausgleich, das heißt, dass die Vorteile, die sich aus der Nutzung der biologischen Vielfalt ergeben, gerecht aufgeteilt werden. Doch bisher gibt es nur wenige Erfahrungen, wie diese Forderungen konkret in die Praxis umgesetzt werden.

Hierzu arbeiten in einem anderen Projekt „ProBenefit“ – Wege zum gerechten Vorteilsausgleich – Partner aus Ecuador, wissenschaftliche Institutionen und ein Unternehmen aus Deutschland eng zusammen, um ein faires Verfahren zur Entwicklung eines gerechten Vorteilsausgleichs für die nachhaltige Nutzung von biologischen Ressourcen, beispielsweise Heilpflanzen, zu finden. Dieses Verfahren soll den Weg für eine langfristige Nutzung und eine gerechte Aufteilung der Gewinne bereiten, ohne dass die biologische Vielfalt beeinträchtigt wird.

Der Verlust der biologischen Vielfalt ist jedoch nicht nur ein Problem der tropischen Länder. Auch in Deutschland müssen Strategien entwickelt werden, um den Erhalt der auch bei uns vorhandenen Vielfalt mit dem Nutzen der Ressourcen bestmöglich zu vereinbaren. Dazu werden Maßnahmen für ein regionales Biodiversitätsmanagement, sowie konkrete Problemlösungsmodelle für verschiedene Naturräume erarbeitet.

Für Rückfragen:
o Dr. Arndt Wüstemeyer, Tel: 0172-2171745
Kontaktperson BioTeam-Forschungsprogramm, PT-DLR, Bonn

o Dr. Manfred Denich, Tel: 0160-97763102
Leiter des Projektes „Wildkaffee in Äthiopien“, ZEF, Universität Bonn

o Christiane Ploetz, Tel: 0160-8200463
Leiterin des Projektes „ProBenefit“, VDI-TZ GmbH, Düsseldorf

Media Contact

Dipl. Met. Birgit Bott idw

Weitere Informationen:

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