Dermatologen der Uniklinik Essen entwickeln Creme, die Erbinformationen in den Körper transportiert

Dr. Ulrich Hengge, Privatdozent an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Essen, entwickelt derzeit eine Creme, die Erbinformationen in den Körper transportiert.

Durch diese Gencreme wird es möglich, verschiedene Eiweiße (Proteine) im Körper herzustellen, wobei die dafür notwendigen Erbinformationen in spezielle Fettkügelchen – sogenannte Liposomen – verpackt werden. Diese transportieren die Erbinformationen und verschmelzen mit der Hautoberfläche, so dass dort die genetischen Informationen für die Produktion von Proteinen an die Oberhautzellen weitergegeben werden. Es handelt sich um eine Methode, die auf Entdeckungen beruht, die 1995 während eines Forschungsaufenthalts an den National Institutes of Health, Bethesda in den USA gemacht wurden: Die Oberhautzellen besitzen die Fähigkeit, DNA aufzunehmen und die genetische Information in das entsprechende Protein umzusetzen. Diese Erkenntnis wird nun optimiert und für die klinische Anwendung nutzbar gemacht.

Da die Haut leicht zugänglich ist, ergeben sich aus dieser Methode zahlreiche Vorteile und mannigfaltige Applikationen:

  • Wiederholte, zum Beispiel tägliche, Anwendung ist möglich – im Gegensatz zu den meisten anderen gentherapeutischen Transfersystemen, die nach wenigen Anwendungen nicht mehr aktiv sind. So lassen sich dauerhafte Effekte erzielen.
  • Diese Methode hat keine Nebenwirkungen und keine Toxizität. Sie ist schmerzlos und sicher.
  • Die Haut kann als Synthesefabrik fungieren. Eine Anwendung in der Herstellung von Proteinen, beispielsweise von Gerinnungsfaktoren oder Insulin, ist möglich.
  • Die Haut kann zudem als Immunorgan fungieren: Durch die sogenannte Impfung mit der Erbsubstanz von Infektionserregern (DNA-Vakzinierung) lassen sich starke Immunreaktionen gegen diese Erreger herstellen. Diese Anwendung wird nach direkter Injektion in die Haut, beziehungsweise den Muskel, bereits klinisch eingesetzt. Das Verfahren ist schmerzlos und eignet sich deshalb auch zur routinemäßigen vorbeugenden Impfung von Kindern. Wenn die Erbsubstanz von Tumorproteinen eingesetzt wird, lassen sich therapeutische Immunreaktionen gegen den Krebs (z.B. Melanom) erzielen.

Neben diesen wichtigen medizinischen Anwendungen bestehen auch Möglichkeiten im Bereich der Kosmetik. So könnte das Verfahren zum Beispiel gegen Falten oder auch Sonnenalterung eingesetzt werden.

Herkömmliche Verfahren, die beispielsweise Proteine direkt zuführen, und nicht – wie hier – die „proteinherstellenden“ Erbsubstanzen zu den Zellen transportieren, haben gegenüber den von Dr. Ulrich Hengge entwickelten Gencremes zahlreiche Nachteile: So ist die Herstellung vieler therapeutisch wichtiger Proteine technisch nicht möglich. Dagegen ist die Erbsubstanz (DNA) kostengünstig produzierbar und bezüglich Temperatur, Feuchtigkeit oder Trockenheit sehr stabil. Die Anwendungen menschenähnlicher Proteine lösen zudem häufig unerwünschte Immunreaktionen aus, durch die das therapeutische Protein unwirksam gemacht wird.

Redaktion: Maren Beuscher, Telefon (02 01) 1 83-45 18
Weitere Informationen: PD Dr. Ulrich Hengge, Telefon 02 01/723-36 34
E-Mail: ulrich.hengge@uni-essen.de

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Monika Roegge idw

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