Kaulquappen in der Schwerelosigkeit

Kaulquappen in der Schwerelosigkeit – ein Forschungsprojekt auf der ISS

Zugleich eine deutsch-französische Kooperation zwischen Wissenschaft und Schule

Am 23. Oktober 2001 startet in Baikonur, Kasachstan, eine russische Trägerrakete mit einer Sojus-Kapsel, um zwei russische Kosmonauten und eine französische Astronautin zur Internationalen Raumstation ISS zu bringen. Die Astronautin wird eine Reihe von Experimenten durchführen, darunter das biologische Experiment AQUARIUS-XENOPUS. Es beschäftigt sich mit der Entwicklung des Gleichgewichtssinns von Fröschen und steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Eberhard Horn, Leiter der Gravitationsphysiologie in der Abteilung Neurobiologie der Universität Ulm. Französische Wissenschaftler aus Toulouse und Nancy arbeiten bei diesem Vorhaben mit. Das Experiment wurde von der französischen Raumfahrtagentur CNES auf Grund der Empfehlung eines internationalen Gutachtergremiums für diesen Flug ausgewählt. Es führt Projekte fort, die Horn mit zwei amerikanischen Weltraummissionen (D-2, 1993, und Shuttle-to-Mir SMM06, 1997) in den Orbit geschickt hatte.

Bemerkenswert an dem aktuellen Vorhaben ist, daß zum ersten Mal Tiere auf der internationalen ISS wissenschaftlichen Beobachtungen unterzogen werden. Vorgesehen sind Untersuchungen über das Schwimmverhalten von Kaulquappen unterschiedlichen Alters unter Schwerelosigkeit. Dazu werden Videoaufzeichnungen in der Weltraumstation gemacht. Nach der Rückkehr auf die Erde werden mit den Tieren verhaltens- und neurophysiologische sowie neuroanatomische Studien durchgeführt. Mit diesen Arbeiten soll den Ursachen für die Verhaltensänderungen nachgegangen werden, die sich bei den Kaulquappen im Anschluß an die beiden vergangenen Raumflüge zeigten.

Die deutsch-französische wissenschaftliche Kooperation bei diesem Vorhaben möchte Prof. Horn – in Absprache mit Vertretern der französischen Weltraumorganisation – auch dazu nutzen, Schülern einer Klasse des Ulmer Schubart-Gymnasiums sowie französischen Schülern aus Nancy eine Einführung in die biologische Forschung unter Weltraumbedingungen zu geben. Die Schüler werden schon an der Vorbereitung des wissenschaftlichen Vorhabens teilnehmen und während der Mission weitgehend identische Paralleluntersuchungen durchführen. Nach der Mission werden ihnen Kopien von Originalaufzeichnungen des Verhaltens der Kaulquappen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit zur Verfügung gestellt, anhand deren sie – unter Anleitung einer auf dem Gebiet der Gravitationsbiologie erfahrenen Lehrperson – selbst Ideen einer wissenschaftlichen Analyse entwickeln sollen. Diese Arbeiten werden unabhängig von den Schülern beider Klassen in Nancy und Ulm durchgeführt. Ein Gedankenaustausch über die an dem Experiment gesammelten Erfahrungen wird sowohl im Rahmen gegenseitiger Besuche der Klassen als auch via Internet gewährleistet.

Schüler mit einfachen und ohne großen Kostenaufwand realisierbaren Mitteln mit naturwissenschaftlichen Experimenten, die im Orbit durchgeführt werden, auf diese Weise vertraut zu machen und an ihnen zu beteiligen, ist in den USA bereits verbreitete Praxis. Horn will sein Modell einer deutsch-französischen Zusammenarbeit im Schulbereich bei einem weiteren von ihm geplanten biologischen Weltraumvorhaben im Kontext der amerikanischen Weltraummission R2 im Jahre 2003/2004 mit anderen Schülern wiederholen.

In einer Pressekonferenz am

Dienstag, dem 26. Juni 2001, 11.00 Uhr
in der Universität auf dem Oberen Eselsberg, Festpunkt M 24, Raum 501

stellt Prof. Horn das Weltraumexperiment und das Kooperationsprojekt mit den Gymnasien vor. Die Vertreter der Medien sind herzlich eingeladen.

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Peter Pietschmann idw

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